Roadtrip durch die Wildnis von Ost-Oregon

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Westernstädte und raue Wildnis. Ost-Oregon hat mehr zu bieten, als du denkst!

Von Owen Clarke

Vielleicht denkst du beim US-Bundesstaat Oregon auch zuerst an Portland, die raue Pazifikküste und ikonische Küstenstädte wie Astoria, Tillamook und Newport. Im Landesinneren kommen dir vielleicht der Columbia River Gorge, die Kaskadenkette und Outdoor-Abenteuer in Orten wie Bend, Eugene oder Grants Pass in den Sinn.

Was die Berge angeht, ist Oregon vor allem für den mächtigen Mount Hood (3.429 m) bekannt, den höchsten Gipfel des Bundesstaates. Hood ist Oregons einziger aktiver Vulkan und einer der markantesten Gipfel der „Lower 48“ mit einer Schartenhöhe von 2.353 m.

Was mir erst kürzlich aufgefallen ist: All diese Ziele liegen westlich der geografischen Mitte des Bundesstaates. Dabei gibt es im Beaver State noch viel mehr zu entdecken. Im zentralen und östlichen Oregon warten zahlreiche unberührte Wildnisregionen und Abenteuerziele – und diese Gebiete werden nur von einem Bruchteil der Touristen besucht, die sonst an die Küste oder in die Kaskaden strömen.

Vor ein paar Wochen bin ich mit Dan Sizer von Go Wild Adventures durch das zentrale und östliche Oregon gereist. Wir fuhren durch moderne Westernstädte wie John Day und Pendleton, La Grande und Baker City, vorbei an den weitläufigen Schutzgebieten des Umatilla National Forest und des Wallowa-Whitman National Forest sowie durch Wildnisgebiete wie das Eagle Cap und Hells Canyon.

Im Folgenden findest du einen kurzen Überblick über unsere Route, inklusive einiger Empfehlungen für Wildnisgebiete, die man besuchen sollte, Unterkünfte und Restaurants sowie sehenswerte Attraktionen.

Wallowa-Whitman National Forest. Roadtrip Ost-Oregon
Wallowa-Whitman National Forest

Teil 1: Columbia River Gorge

Unsere Reise begann mit einer Fahrt nach Osten von Portland entlang der Columbia River Highway, der ersten asphaltierten Straße im Pazifischen Nordwesten. Der Columbia River ist 2.000 km lang und führt mehr Wasser in den Pazifik als jeder andere Fluss auf dem amerikanischen Kontinent – egal ob Nord- oder Südamerika.

Unterwegs kamen wir an den 189 m (620 ft) hohen Multnomah Falls, dem höchsten Wasserfall Oregons, vorbei. Gespeist von einer unterirdischen Quelle, gehört Multnomah zu den höchsten ganzjährig fließenden Wasserfällen der USA und wird von einer malerischen Brücke aus dem Jahr 1914 überspannt.

Auf dem Weg den Columbia River hinunter lohnt sich auch ein Stopp am Vista House auf Crown Point – ein 1918 erbautes Aussichtshaus mit spektakulären Blicken über das Tal. Sowohl Crown Point als auch die Multnomah Falls sind nur wenige Minuten von der Straße entfernt.

Multnomah Falls ist der höchste Wasserfall in Oregon. Foto: Owen Clarke. Roadtrip Ost-Oregon
Multnomah Falls ist der höchste Wasserfall in Oregon. Foto: Owen Clarke

Unterkunft: Historic Balch Hotel

Dieses 1907 erbaute Hotel in der Stadt Dufur ist als geschütztes Denkmal im National Register of Historic Places eingetragen. Mit nur 18 Zimmern fühlt es sich eher wie ein Bed & Breakfast als wie ein klassisches Hotel an, und auf dem Gelände werden Spa-Behandlungen angeboten. Auch das hoteleigene Restaurant, das Bistro 1907 (erbaut 1907, eröffnet 1908), ist ein echter Geheimtipp und serviert eine große Auswahl an regionalen Spezialitäten.

Das historische Balch Hotel. Foto: Owen Clarke. Roadtrip Ost-Oregon
Das historische Balch Hotel. Foto: Owen Clarke

Essen und Trinken: Sunshine Mill

Das Bistro 1907 war mein Lieblingsrestaurant auf diesem Abschnitt der Reise. Auf dem Weg zum Balch-Hotel lohnt es sich jedoch, einen Stopp bei Sunshine Mill, einem Weingut in The Dalles, einzulegen, einer der wichtigen Städte entlang des historischen Oregon Trail. Dieses familiengeführte Weingut befindet sich in einer historischen, 130 Jahre alten Getreidemühle und war das erste Gebäude der Stadt mit Strom. Der von Thomas Edison gebaute Motor, der damals den Strom erzeugte, steht heute noch in der Mühle!

In der Sunshine Mill sind gleich zwei Weingüter zuhause: die Quenett Winery und Copa Di Vino (die Einweg-Weinbecher aus Plastik hast du bestimmt schon mal auf Musikfestivals gesehen... oder bei Shark Tank). Beide gehören derselben Familie.

Sunshine Mill Weingut. Foto: Owen Clarke. Roadtrip Ost-Oregon
Sunshine Mill Weingut. Foto: Owen Clarke

Wanderung: Badger Creek Wilderness

Wenn dir der Sinn nach einer kleinen Trekkingtour steht, fahr hinunter ins Tygh Valley und erkunde den 39 km langen Badger Creek Trail bis hinauf zum Badger Lake im Badger Creek Wilderness Wildnisgebiet. Die meisten machen daraus eine Zwei-Tages-Tour und schlagen ihr Lager am See auf. Auf dem Weg warten stolze 1.094 m Höhenunterschied.

Teil 2: Nordöstliches Oregon

Von Dufur aus fuhren wir weiter nach Pendleton, eine legendäre Westernstadt. Pendleton ist Heimat einer gleichnamigen Whiskeymarke, aber wahrscheinlich noch bekannter für das „Pendleton Round-Up“ – ein preisgekröntes Rodeo, das seit 1910 jedes Jahr in der Stadt stattfindet. Dazu gehört auch die Happy Canyon Night Show, ein Spektakel, das die Besiedelung des amerikanischen Westens darstellt und fast genauso lange existiert (nämlich seit 1916).

Auch wenn du das Rodeo nur im September live erleben kannst, lohnt es sich, an der Arena vorbeizuschauen und das dazugehörige Museum zu besuchen. Wenn du schon in der Gegend bist, solltest du außerdem im Tamástslikt Cultural Institute vorbeischauen – einem Museum, das die reiche Geschichte der lokalen indigenen Stämme, der Cayuse, Umatilla und Walla Walla, lebendig vermittelt.

Nach Pendleton fuhren wir weiter in südöstliche Richtung nach La Grande und Hot Lake, kleine Städtchen in einem Tal, umgeben von den weitläufigen Bergen und Wildnisgebieten des Wallowa-Whitman National Forest und des Umatilla National Forest.

Unterkunft: The Lodge at Hot Lake Springs

Die Lodge thront über einer der größten und heißesten natürlichen Quellen im gesamten Pazifischen Nordwesten und hat, wie so viele andere Highlights auf dieser Reise, eine bewegte Geschichte: Das Gebäude stammt bereits aus dem Jahr 1864! Neben mehreren Badebecken, die rund um die heiße Quelle angelegt sind, bietet die Lodge auch eine Bar, ein Restaurant und sogar ein kleines Kino mit Klassikern auf der Leinwand (als ich dort war, lief Suspiria). Wer nur kurz vorbeischauen möchte, kann sich übrigens auch mit einem Tagespass einen Abstecher ins heiße Wasser gönnen.

Essen & Trinken: Hamley's Steakhouse (Pendleton) und The Laurel (La Grande)

Meine Lieblingsrestaurants auf diesem Abschnitt der Reise waren das Hamley’s Steakhouse in Pendleton... große, saftige Steaks, was will man mehr... und The Laurel, eine gemütliche Cocktailbar in La Grande, die neben familiären Charcuterie-Platten auch Hauptgerichte und Desserts serviert.

Entenjagd in Pendleton. Roadtrip Ost-Oregon
Entenjagd in Pendleton

Wanderung: Mount Emily

Rund um La Grande gibt es eine wahre Fülle an Wildnisgebieten, doch ein Abstecher an die Hänge des Mount Emily (1.862 m) in den Blue Mountains ist eine hervorragende Wahl. Mit 512 m Prominenz ist Emily der markanteste Gipfel im Union County und einer der auffälligsten im Wallowa-Whitman National Forest. Du hast nur ein paar Stunden Zeit? Dann probier die „Recreation Area Loop“, eine 11,7 km lange Runde mit knapp 300 m Höhenunterschied.

Teil 3: John Day Gebiet

Im dritten Abschnitt unserer Reise fuhren wir gen Süden nach Baker City, eine historische Westernstadt mit Gebäuden aus dem späten 19. Jahrhundert, und dann weiter nach Westen in die Region rund um den John Day River, auch bekannt als „John Day Territory“. Dieses weite Gebiet ist ein wahres Paradies für Paläontologen und vor allem berühmt für das John Day Fossil Beds National Monument. Doch neben den urzeitlichen Entdeckungen erwarten dich auch zerklüftete Canyons und charmante Kleinstädte mit reichhaltiger Old-West-Geschichte.

John Day Backcountry. Roadtrip Ost-Oregon
John Day Backcountry

Unterkunft: The Retreat at Silvies Valley Ranch

Auf diesem Abschnitt meiner Reise übernachtete ich auf der Silvies Valley Ranch. Diese Viehzuchtfarm erstreckt sich über beeindruckende 234 Quadratmeilen (606 km²) Wildnis, bestehend aus Eigentums- und gepachteten Flächen des National Forest und der BLM, gespickt mit Bergwiesen und Ponderosa-Kiefernwäldern entlang des Silvies River.

Während die Ranch tatsächlich in Betrieb ist – mit rund 4.500 Rindern und mehreren tausend Ziegen – beherbergt sie auch „The Retreat“, ein 34-Zimmer-Eco-Resort, und den „The Links“ Golfplatz, der aus zwei wendbaren 18-Loch-Kursen – den Hankins und Craddock Courses – sowie McVeigh’s Gauntlet, einem 7-Loch-Ridge-Kurs, und Chief Egan, einem 9-Loch-Bergwiesen-Kurs, besteht. Silvies zählt zu den besten öffentlichen Golfplätzen Amerikas und ist definitiv einen Besuch wert, wenn du Golf magst. Unsere Gruppe hingegen verbrachte die Zeit lieber damit, mit Sechsschuss-Pistolen zu schießen und Schneeschuhwandern zu gehen.

Essen und Trinken: Outpost Pizza Pub & Grill

In John Day habe einen fantastischen Burger gegessen – den „El Diablo“. Die frittierten Gurken darfst du dir dabei übrigens auf keinen Fall entgehen lassen!

Wanderung: Strawberry Mountains Wilderness & Painted Hills

Die Strawberry Mountains sind ein spektakuläres Nebengebirge der Blue Mountains südlich des John Day River. In der Region gibt es zahlreiche tolle Wanderungen, aber besonders beliebt ist der Buckhorn Meadows Trail bis zum Indian Creek Butte (2.404 m). Dieser 17 km lange Trail führt Wanderer bis auf die Spitze des Buttes, der noch von der Ascheschicht eines alten Vulkanausbruchs bedeckt ist.

Die Strawberry Mountains. Roadtrip Ost-Oregon
Die Strawberry Mountains

Am nächsten Tag hielten wir auch bei den Painted Hills im John Day Fossil Beds National Monument. Ähnlich wie der berühmte „Rainbow Mountain“ in Peru (nur bei weitem nicht so überlaufen) sind diese Hügel von unterschiedlich gefärbten Schichten aus Mergel, Siltstein, Schiefer und Braunkohle durchzogen. Das daraus entstehende Regenbogen-Panorama ist schlichtweg atemberaubend.

In der Gegend gibt es einige Wanderungen, die alle eher kurz sind, zum Beispiel der Carroll Rim Trail (2,6 km Hin- und Rückweg), der Painted Hills Overlook Trail (0,8 km), der Painted Cove Trail (0,4 km), der Leaf Hill Trail (0,4 km) und der Red Scar Knoll Trail (0,4 km).

Der bemalte Felsen im John Day Fossil Beds National Monument, zweifellos eines der am meisten unterschätzten National Monuments der USA.
Der bemalte Felsen im John Day Fossil Beds National Monument, zweifellos eines der am meisten unterschätzten National Monuments der USA

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