Ein Gletscher ist eine enorme Masse von Eis, die während Äonen aufgrund einer Anhäufung von Schnee entsteht. Der Schnee wird unter dem Wirken von Druck oder durch Schmelzen und anschließendes Gefrieren zu Eis. Solche Prozesse kreieren mächtige Läufe, Dome und schwimmende Eisplatten.
Trotz dem soliden Eindruck, den Gletscher machen, unterstehen sie konstantem Wandel. Wenn es eine Zunahme an Quellen gibt, z.B. mehr Niederschlag und tiefe Temperaturen, bewegt sich der Gletscher vorwärts. Wenn Schnee seltener wird, zieht der Gletscher sich zurück. Es gibt auch eine gewisse Welligkeit innerhalb der Gletscher, die mit seiner internen Struktur zusammenhängt. Die Gletscher werden durch Sprünge in den Vorbergen und scharfe Kanten charakterisiert. Die Gletscher bewegen sich konstant, ändern die Landschaft der Erde und transformieren sogar die Erde selbst. Unter dem Druck der Gletscher entstehen Wasserbecken, Täler, Klippen und Schluchten.
Gletschereis ist der größte Frischwasser-Speicher der Erde.
Die Anmut und Kraft der Gletscher lockt Horden von Menschen an, welche ihre Gletscher-Erfahrungen mit Exkursionen, Skifahren im Winter und sogar im Sommer genießen. Einige Gletscher haben speziell ausgestattete Sommer-Skicenter. In den USA gibt es den Glacier National Park, benannt nach den Gletschern, die die pittoreske Landschaft der Rocky Mountains schufen. Es gibt einen ähnlichen Park in Kanada und aufgrund seiner nördlicheren Lage, gibt es dort noch viel mehr Gletscher.
Aufgrund des anhaltenden Klimawandels verlieren viele Gletscher schnell an Masse. Die Europäer sorgen sich stark um das Problem der verschwindenden Gletscher, weshalb viele Gletscher während der Sommermonate mit einem speziellen Material vor dem Schmelzen geschützt werden.
Außergewöhnliche Gletscher
Europa
Der Vatnajökull Gletscher
Der größte Gletscher Europas liegt in Island und bedeckt 8% des Landes. Seine Fläche beträgt 8'133 Quadratkilometer, sein Volumen wird auf 3100 Kubikkilometer geschätzt. Der Gletscher bedeckt mehrere Vulkane. In dem Gletscher gibt es Höhlen, die von Geysiren geformt wurden. Die durchschnittliche Eisdicke beträgt 400m, das Maximum liegt bei ungefähr 1000m. Während den letzten Jahren hat die Masse von Vatnajökull zunehmend abgenommen, möglicherweise aufgrund der klimatischen Veränderungen und der jüngeren vulkanischen Aktivitäten. Ein Projekt, welches Gletscherschwund erforscht und dokumentiert, kann hier gefunden werden.
Der Aletschgletscher
Der grösste Gletscher in den Alpen, der Aletschgletscher, befindet sich seit über 10'000 Jahren am südlichen Hang der Berner Alpen. Er bedeckt eine Fläche von 81,7 Quadratkilometern (Stand 2011) oder, wenn man die Fläche der vier Firne, die den Gletscher speisen, miteinberechnet, ungefähr 117,6k Quadratkilometern (Stand 2002). Die totale Länge des Aletschgletschers beträgt ca. 23km.
Der Gletscher ist bekannt für die Bildung einer Schlucht, die wie eine menschengemachte Straße entlang des Hangs bis ins Tal scheint. Im Dezember 2001 wurde der große Aletschgletscher in die Liste der UNESCO Weltnaturerben aufgenommen, als Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch.
Asien
Der Siachengletscher
Der Siachengletscher ist der größte in Asien. Bedauerlicherweise ist er Standort der höchsten Schlacht der Welt, wo sich Indien und Pakistan stets in einer frostigen Pattsituation wiederfinden. Er ist der größte nicht-polare Gletscher der Welt und wird manchmal als dritter Pol bezeichnet. Der Gletscher ist für seine spärliche Population und heimtückischen klimatischen Bedingungen bekannt. Der Siachen kann 2 Trillionen Kubikfuß Eis und 45 Gipfel, die innerhalb von 25km über 18'000 Fuß hoch ragen, vorweisen.
Der Fedtschenko-Gletscher
Der Fedtschenko-Gletscher ist der größte im Pamir-Gebirge und mit einer Länge von 77km der längste Gletscher der Welt außerhalb der polaren Regionen. Er liegt in dem Yangzulem-Gebirge des Pamir, auf dem Territorium von Tadschikistan. Die Fläche des Gletschers beträgt ca. 700 Quadratkilometer, die Höhe der Gletscherzunge liegt bei 2909m. Die maximale Dicke des Gletschers ist 1000m und das Volumen des Fedtschenko und seinen Dutzenden von Nebenflüssen wird auf 144 Kubikkilometer - ungefähr ein Drittel des Volumens des Eriesees - geschätzt.
Der Gletscher wurde 1878 entdeckt und nach einem russischen Entdecker des 19. Jahrhunderts, A.P. Fedtschenko, benannt. Seine mittleren und oberen Ausdehnungen wurden 1928 als Teil einer großen sowjetischen Expedition in der Pamir-Region erstmals erkundet. Über die Jahre hinweg war der Gletscher Standpunkt vieler meteorologischer Stationen.
Nordamerika
Der Hubbard-Gletscher
Der Hubbard-Gletscher liegt auf der Grenze zwischen Alaska und Kanada. Er ist ein verzweigter Gletscher und der größte an der Küste Alaskas (in den USA). Die Länge des Gletschers beträgt 122km. Er liegt an der Yakutat Bay. Die Höhe des Eises in der Bucht erreicht 120m über dem Meeresspiegel, die Weite des Gletschers beträgt 9km im Sommer und 15km im Winter. Die Spitze des Gletschers erreicht eine Höhe von 120m ü. d. M. Seit dem späten 19. Jahrhundert hat sich der Gletscher jährlich 17-18m bewegt. Der Hubbard-Gletscher hat sich also verdichtet und ist in Richtung des Golfs von Alaska vorgedrungen seit er 1895 das erste Mal von der 'International Boundary Commission' (der Internationalen Kommission der Grenzen) kartographiert wurde. Der Gletscher hatte zwei große "Surges" in den letzten 30 Jahren. Sie waren groß genug um die Bucht zu überqueren, den Fjord in einen See zu verwandeln und die Küstenstadt von Yakutat mit einer Flut zu bedrohen. Dies geschieht trotz klimatischer Veränderungen und dem Fakt, dass viele Gletscher dabei sind auszudünnen und sich zurückzuziehen.
Südamerika
Der Perito-Moreno-Gletscher
Der Perito-Moreno-Gletscher, der im Los Glaciares Nationalpark in der südwestlichen argentinischen Provinz Santa Cruz (und nicht neben der Stadt Perito Moreno!) liegt, ist einer der größten der 48 verbleibenden Gletscher, die dem südlichen Eisfeld Patagoniens entspringen. Er wurde zu Ehren des argentinischen Entdeckers Francisco Moreno, der eine wichtige Rolle in den Grenzstreitigkeiten zwischen Argentinien und Chile im 19. Jhd. spielte, benannt. Zudem bezieht sich der Begriff 'perito' auf seinen Spitznamen, ein spanischer Kolloquialismus für 'Spezialist'. Eine der faszinierendsten Eigenschaften dieses Gletschers ist, dass er, obwohl er dünner wird, weiterhin fortschreitet, während die meisten Gletscher der Welt sich zurückziehen. Zudem fungiert der Gletscher als Damm am südlichen Arm des Lago Argentino, dessen Wasser ansteigt und Druck erzeugt, während das Gewicht des Eises abnimmt. Dieser Druck erzeugt von Zeit zu Zeit Risse, was wiederum Wasser in das Hauptbecken des Lago Argentino schickt. Dieser natürliche Zyklus geschieht gelegentlich in Intervallen von einem bis zu zehn Jahren. Wenn Du Glück hast und dies während Deinem Besucht beobachten darfst, wirst es Dich garantiert in Erstaunen versetzen, wenn Du die Verlagerung des ganzen Wassers und Eises sehen und hören kannst.
Der Perito-Moreno hat eine Fläche von 250 Quadratkilometer. Die durchschnittliche Tiefe ist 170m, das Maximum liegt bei. Er bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 2m pro Tag (ungefähr 700m pro Jahr) fort, allerdings sind die Verluste der Masse ungefähr gleich, somit hat ist die Gletscherzunge (ohne das Berücksichtigen von kleineren Abweichungen) in den letzten 90 Jahren nicht wirklich vorangeschritten oder zurückgewichen. Der Perito-Moreno wird als einer der ungewöhnlichsten Gletscher angesehen, weil er keine Masse verliert. Sein Eisplateau ist der drittgrößte Frischwasserspeicher der Welt und er wurde 1981 zur Liste der UNESCO Weltnaturerben hinzugefügt.
Antarktische Gletscher
Die antarktische Eisdecke ist die größte unseres Planeten und übertrifft die nächstgrößere Eisdecke in Grönland ungefähr 10 Mal. Das Volumen des Gletschers liegt bei ungefähr 30 Millionen Kubikkilometer Eis, wobei 90% davon Eis an Land ist. Er enthält ungefähr 80% des Frischwassers der Erde; falls er komplett schmilzt, würde der Meeresspiegel um beinahe 60m ansteigen.
Die Eisdecke ist wie ein Dom geformt, mit erhöhter Oberflächen-Steilheit in Richtung der Küste, wo sie von küstennahen Gletschern umgeben ist. Die durchschnittliche Dicke des Eises liegt bei 2500-2800m, wobei das Maximum in einigen Regionen der östlichen Antarktis bei 4800m liegt.
Afrika
Kaum jemand assoziiert diesen heißen Kontinent mit eisbedeckten Gipfeln, aber Afrika hat dennoch einige Gletscher, die alle in der Nähe des Äquators liegen! Man findet sie auf dem Ruwenzori-Gebirge (angrenzend an Uganda und die Demokratische Republik Kongo), dem Kilimandscharo (Tansania) und dem Mount-Kenya-Massiv (Kenia). Aber diese Gletscher verschwinden schnell. Seit 1900 haben die Gletscher in Afrika 80% ihrer Oberfläche verloren. In den 1990ern hatten sie gerade noch eine Fläche von 10.7 Quadratkilometer. Wissenschaftler sagen voraus, dass bis 2030 das letzte übriggebliebene Eis davongeschmolzen sein wird. Die afrikanischen Gletscher standen im Mittelpunkt der Klimadebatte bis bewiesen wurde, dass der Rückzug und das Fortschreiten von Gletschern weniger von klimatischen Veränderungen, sondern vielmehr von generellen Veränderungen des Niederschlags bedingt ist.
Australien
In Australien war es im letzten Jahr heißer als in der Hölle. Laut Wikipedia gibt es keine verbleibenden Gletscher mehr - weder auf dem australischen Festland noch in Tasmanien. Einige Gletscher, wie die Heard Island-Gletscher befinden sich auf dem Territorium der Heard und McDonaldinseln im südlichen Indischen Ozean. Das Heard-Gletscher-Gebiet wurde 1853 von U.S. Kapitän William Heard entdeckt. Wissenschaftler bezeichnen das Gebiet als perfektes Labor, um den Klimawandel zu untersuchen, da es am Ende der polaren Zone liegt und von menschlichen Einflüssen isoliert ist.
Die Klassifikation von Gletschern
Gletscher können auf zwei Arten klassifiziert werden: durch ihre Temperatur (warm oder kalt) oder durch ihre geographische Lage. Auch wenn es merkwürdig erscheint, einen Gletscher als warm oder kalt zu klassifizieren, deutet es viel mehr darauf hin, wie der Gletscher sich bewegt. Bei "warmen" Gletschern gibt es einen dünnen Wasserfilm, der dem Gletscher erlaubt über den Grund zu gleiten - ähnlich wie Butter sicherstellt, dass ein Kuchen nicht an der Form klebt. "Kalte" Gletscher hingegen haben keine Wasserschicht und sind den Grund gefroren. Die Bewegung dieser Gletscher ist sehr langsam und kommt nur von einer Deformierung von Eiskristallen. Die meisten arktischen Gletscher sind "warm" - in Prinzip sind sie sich langsam bewegende Eisströme, die von tiefen Gebirgsketten herunterrutschen.
Anhand von ihrer geographischen Lage können Gletscher als Eisdecken, Eisschelfe, Eiskappen, Berggletscher, Talgletscher, Vorlandgletscher, Kargletscher, Hängegletscher und Gezeitengletscher klassifiziert werden. Jeder dieser Gletschertypen hat einzigartige Charakteristika.
- Eisdecken sind extrem dicke Gletscher, die während der Eiszeit den Großteil des Planeten bedeckten. Sie besetzen breite Flächen leichten Terrains, aber manchmal werden sie so dick, dass sie alle darunterliegenden Landschaftsmerkmale bedecken. Eisdecken fließen normalerweise von einem zentralen Nährgebiet in alle Richtungen nach außen. Ein modernes Beispiel ist die antarktische Eisdecke, der Grönländische Eisschild. Die Eisdecken enthalten unglaubliche Mengen an Frischwasser, wenn alles schmelzen würde, stiege der Meeresspiegel um ca. 70m (230 Fuß).
- Eisschelfe sind lediglich die treibenden Abschnitte von Eisdecken - Grönland und Ellesmere Island haben mehrerer solcher schwimmender Eisschelfe.
- Kleinere Eisdecken, die nur in Bergplateaus zu finden sind, werden Eiskappen genannt, wie bspw. die Penny Ice Cap auf derBaffininsel. Die Oberfläche beträgt normalerweise weniger als 50'000 Quadratkilometer und sie kommen oft in Island, der kanadischen Arktis oder anderen Orten auf hohen Breiten. Sie entstehen meist in polaren und subpolaren Regionen, die relativ flach und hoch gelegen sind.
- Eisdecken verursachen wiederum Eisströme oder Auslassgletscher, die zwischen den steinigen Gipfeln in die Täler fließen. Aus der Vogelperspektive sehen diese Eisströme Flussentwässerungssystemen ähnlich. In der Antarktis fließen viele Eisströme in große Eisschelfe ab. Manche fließen aber auch direkt ins Meer, woraufhin oft eine Eiszungee entsteht. Eisströme und Auslassgletscher verursachen bis zu 90% der Abflüsse aus der Antarktis und den grönländischen Eisdecken.
- Wenn ein Eisstrom von einem bergigen Gebiet in ein weites, flaches Terrain fließt, statt in einen Ozean, entsteht eine ausgedehnte und lappige Form eines Gletschers, der als Vorlandgletscher bekannt ist. Ein Vorlandgletscher ist im Prinzip ein Talgletscher. Der größte Vorlandgletscher der Welt ist der Malaspinagletscher in Alaska. Er durchbricht die natürlichen Grenzen der Berge und verteilt sich sternförmig, wodurch eine 70km weite Fläche entsteht.
- Ein Talgletscher füllt ein Tal. Solche Gletscher fließen normalerweise durch ein tiefes Urgesteinstal, welches das Eis beiderseits eingrenzt. Talgletscher haben ihren Ursprung in Kargletschern oder Eisfeldgletschern. Mit der Zeit, während der Gletscherbildung, beschnitzen und formen sie ihre Täler. In großen Systemen kann es sein, dass Talgletscher sich verbinden und größere Gletscher, die mehr erosive Macht besitzen.
- Eisfelder sind große Flächen von untereinander verbundenen Gletschern in bergigen Regionen. Sie sind oft in kälteren Klimas und größeren Höhenlagen zu finden, wo es genug Niederschlag gibt, um deren entstehen zu ermöglichen.
- Kargletscher befinden sich hoch auf Berghängen und besetzen oft schüsselförmige Leerräume. Kargletscher können klein sein und nur einen Teil eines Hohlraums füllen oder sogar den Kopf eines größeren Talgletschers bilden. Zwei Kargletscher können sich auch Rücken an Rücken bilden und die hintere Seite des Bergs erodieren, bis nur noch ein kleiner Kamm übrigbleibt. Diese Struktur könnte bspw. in einem Bergpass resultieren.
- Ein anderes Phänomen, welches vor allem in Bergen vorkommt, sind Hängegletscher, auch genannt Eiswand, die sich an steile Bergwände klammern. Diese Eiswände sind häufig die Verursacher massiver Lawinen. Wie auch bei Kargletschern sind sie oft weiter als sie lang sind. Hängegletscher sind in den Alpen sehr häufig, aber nicht in der Arktis, da die Bergwände Europas viel steiler sind.
- Wie der Name schon sagt, sind Gezeitengletscher Talgletscher, die weit genug fließen, um das Meer zu erreichen. Sie sind für die Entstehung zahlreicher kleiner Eisberge verantwortlich. Gezeitengletscher sind normalerweise in Grönland, der Antarktis, den Baffininseln und Ellesmere Island in Kanada, Südost-Alaska und den nördlichen und südlichen patagonischen Eisfeldern zahlreich vorhanden.
Gletscher können von der darunterliegenden Topographie eingeschränkt oder gefördert werden. Ersteres betrifft vor allem Eisfelder, Talgletscher, Kargletscher, Vorlandgletscher und Gezeitengletscher. Letzteres impliziert, dass das darunterliegende Terrain wenig bis gar keinen Einfluss auf die Richtung oder Geschwindigkeit des Gletscherflusses hat. Der Fluss des Eises in diesen Gletschern wird durch Unterschiede in der Dicke des Eises und der Steigung des Oberflächeneises gelenkt. Daher kann das Eis sogar bergauf und über unterliegende topographische Höhepunkte fließen. Diese Gletscher enthalten Eisdecken, Eiskappen, Eisschelfe und Eisströme.
Entstehung und Struktur
Gletscher entstehen dort, wo die Anhäufung von Schnee und Eis die Abschmelzung übertrifft. Schnee fällt in dem Akkumulationsbereich - normalerweise dem Teil des Gletschers, der am höchsten liegt - und trägt zur Masse des Gletschers bei. Während der Schnee sich langsam ansammelt wird er durch die Schwerkraft zu Eis gepresst. Wenn die Masse von Schnee und Eis genügend dick ist, zwingt sie den Gletscher sich aufgrund von einer Kombination von Oberflächensteigung, Schwerkraft und Druck zu bewegen. Wenn der Schnee wiederholt friert und taut, entwickelt er sich in eine Art granuliertes Eis, das Firn genannt wird. Es beschreibt einen Zwischenstand zwischen Schnee und Gletschereis.
- Die Schmelzzone ist dort, wo die meisten Schmelz- und Verdampfungsprozesse stattfinden.
- Der Akkumulationsbereich liegt auf jenen Höhenmetern, wo der meiste neue Schnee gewonnen wird.
Sobald die Balance zwischen diesen beiden Bereichen erreicht wurde (der Schneefall entspricht der Schmelzgeschwindigkeit), wird der Gletscher als ausgeglichen angesehen. Die Gleichgewichtslinie trennt diese beiden Zonen. Wann immer dieses Gleichgewicht gestört wird, entweder durch mehr Schneefall oder starkes Schmelzen, bewegt der Gletscher sich entweder fort oder zieht sich zurück.
Wenn verschiedene Abschnitte des Eises sich in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Richtungen entwickeln, verursacht die Reibung riesige Risse - sogenannte Gletscherspalten. Gletscherspalten machen das Überqueren von Gletschern sehr gefährlich, vor allem wenn sie von einer sanften Schneedecke versteckt werden. Ein anderes übliches Gletschermerkmal sind Moränen, die entstehen wenn der Gletscher eine Mischung von Steinen, Kies und Felsen stößt oder trägt, während er sich bewegt. Diese langen, dunklen Streifen aus Geröll sind auf dem Gletscher selbst und entlang seiner Kanten sichtbar. Mittelmoränen fließen entlang der Mitte des Gletschers herab, Rand- oder Seitenmoränen den Seiten entlang, und End- oder Stirnmoränen finden sich am Ende des Gletschers. Moränen können auch moränengedämmte Seen bilden.
Aufgrund von glazialen Erosionen finden sich auch diese Formationen:
- Kare entstehen, wenn Gletscher einen Berghang erodieren, sich in ihn hineinfressen und gerundete Hohlräume, die steil nach oben gerichtet sind, ähnlich wie geneigte Schüsseln. Ein Kar ist oft erst richtig sichtbar nachdem der Gletscher geschmolzen ist und eine schüsselförmige Geländeformation zurücklässt.
- Grate sind zerklüftete, schmale Gebirgskämme, die dort entstehen, wo sich die Rückwände von zwei Gletschern treffen und den Kamm auf beiden Seiten erodieren.
- Karlinge entstehen wenn mehrere Kargletscher einen Berg erodieren bis nur noch ein steiler, spitzer Gipfel mit scharfen, kammartigen Graten, die zur Spitze führen, übrig bleibt.
- Esker sind ähnlich wie Moränen. Sie sind gewundene Bergkämme aus Schotter, die wahrscheinlich von Flüssen abgelagert wurden. Diese Flüsse können auf den Gletschern, durch Glescherspalten und/oder durch Tunnel unterhalb von Gletschern fließen. Weil das Gletschereis die Ufer dieser Flüsse darstellte, und dieses Eis irgendwann schmolz, liegt dieser Schotter der alten Flüsse nun über dem Land, welches die Esker umgibt.
- Drumline sind lange, tränenförmige Sedimentformationen. Man weiß nur wenig darüber, wie sie entstehen, aber Wissenschaftler glauben, dass sie subglazial geschaffen wurden, als sich die Eisdecken während den verschiedenen Eiszeiten verschoben. Theorien deuten darauf hin, dass die Drumline möglicherweise entstanden, als die Gletscher Sediment von der darunterliegenden Bodenoberfläche aufschürften, oder durch Erosion oder Ablagerung von Sediment durch Gletscherschmelzwasser. Eine Kombination dieser Prozesse ist ebenfalls eine mögliche Erklärung.
Gletscherbewegungen
Gletscher bewegen sich - oder fließen - abwärts aufgrund der Schwerkraft, des Gewichts oder der verschiedenen Strukturen des Eises. Gletscherbewegungen passieren auf zwei Arten: Der Druck auf Eis, welches tiefer als 50m liegt, generiert plastisches Fließen innerhalb des Eises. Gletscher können vorwärts oder seitwärts rutschen, wenn sich Eisschichten relativ zu anderen Schichten bewegen oder wenn das Eis durch Schmelzwasser geschoben wird.
Die darunter- und umliegende Topographie beeinflusst manchmal die Richtung und Geschwindigkeit der Gletscherbewegungen.
Bewegungen unterhalb des Gletschers sind langsamer als Bewegungen oberhalb aufgrund der Reibung, die an der Bodenoberfläche entsteht. Manchmal, wenn die Basis des Gletschers sehr kalt ist, kann die Bewegungsgeschwindigkeit der Gletscherbasis einem Bruchteil der Geschwindigkeit an der Oberfläche des Gletschers betragen.
Wenn die darunterliegende Topographie wenig oder keinen Einfluss auf die Geschwindigkeit oder Richtung der Gletscherbewegung hat, dann reagiert der Gletscherfluss auf die Dicke des Eises und die Neigung der Eisoberfläche. Aufgrund dessen kann es vorkommen, dass das Eis aufwärts oder über darunterliegende topographische Höhepunkte fließt. Die höchste aufgezeichnete Geschwindigkeit eines Gletschers fand man an den Rändern der Gletscher in Grönland, wo die Gletscher bis zu 10km pro Jahr zurücklegen.
Die Geschwindigkeit der Bewegungen variiert in verschiedenen Teilen des Gletschers. Die höchste Geschwindigkeit liegt meist im zentralen Teil der Gletscher und nimmt an den Rand- und tiefliegenden Teilen des Gletschers ab. Dies liegt an der reduzierten Plastizität des Eises und der erhöhten Reibung an dem Terrain, auf dem der Gletscher sich befindet.
Die Gletschergeschwindigkeit hängt auch von den Jahreszeiten und der Temperatur, Masse und dem Druck innerhalb des Gletschers ab. Die Geschwindigkeit ist also abhängig von der Umgebung, in welcher der Gletscher sich befindet. Berggletscher in den Alpen bewegen sich beispielsweise mit einer Geschwindigkeit von 0.1-0.4 und 1.0 Meter pro Tag. Manchmal kann es abere vorkommen, dass sich die Geschwindigkeit dieser Gletscher zu 10m pro Tag erhöht. Die Geschwindigkeit der grönländischen Auslassgletscher in die Fjorde kann 25-30m pro Tag erreichen, während die Geschwindigkeit im Innern, weit weg von den Fjorden, lediglich wenige Millimeter täglich beträgt.
Ein Gletscher mit starken Fluktuationen, die zu seiner Umlagerung und Umverteilung führen, ohne seine totale Masse zu ändern nennt man einen pulsierenden Gletscher. Durch solche Bewegungen nimmt die Größe eines Gletschers oft zu und er belegt folglich ein größeres Gebiet.
Ein pulsierender Gletscher kann täglich dutzende oder sogar hunderte von Metern zurücklegen. Es gibt verschiedene bekannte Fälle von pulsierenden Gletschern, die sich um bis zu dutzende von Kilometern vergrößert haben, untere anderem in den Pamirgebirge, Alaska oder den Spitzbergen sowie in den Alpen und anderen Regionen. Solche starken Zunahmen in der Fließgeschwindigkeit nennt man "Surge".
Ein "Surge" ist ein normales Phänomen und eine der Etappen von Gletscherwellen oder pulsierenden Gletschern.
Weil die Menschen in den gletscherreichen Bergen in Europa, Asien und Nordamerika oft die katastrophalen Konsequenzen dieser "Surges" erleben mussten, werden die physikalischen Kräfte und die geographischen Implikationen dieser Prozesse seit Langem von Wissenschaftlern dieser Regionen untersucht. Die Informationen über die Bewegungen des Vernagtferner, ein Gletscher in der südlichen Region der Ötztal Alpen, die beispielsweise oft von katastrophalen Dammbrüchen des lokalen Stausees begleitet wurden, werden seit 1599 aufgezeichnet. Eine der ersten glaziologischen Feldforschungsstationen wurde in jenem Tal errichtet. Aufgrund dessen gab es schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine ausgefeilte Terminologie für die Prozesse, die die "Surges" betreffen.
Wir kennen inzwischen hunderte von pulsierenden Gletschern. Einige von ihnen verursachten in ihren Bewegungsprozessen Katastrophen für die dort lebenden Menschen. Zum Beispiel der Medvezhiy Gletscher im Westen des Pamirgebirges, der sich 1963 begann mit einer Geschwindigkeit von bis zu 50m pro Tag zu bewegen und den Fluss des Abdukagora unterbrach. Dies führte zur Bildung eines Stausees. Solche Seen bilden sich normalerweise vor einer Eisdecke oder in einem Tal, wenn das Eis zu schmelzen beginnt. Irgendwann brach das Wasser durch den Eisdamm und zerstörte aufgrund der schnellen Fließgeschwindigkeit alles in seinem Weg.
2002 sank der pulsierende Kolka-Gletscher in die Karmadon-Schlucht im Kaukasus. 126 Personen werden aufgrund dieser Tragödie vermisst und starben. Der Gletscher bewegte sich extrem schnell (mehr als 250km/h) entlang einer relativ kleinen Talsteigung entlang und bestand aus zwei Wellen von mehr als 100 Millionen Kubikmetern Eis, Wasser und Steinen, die beinahe 20km weit in das Tal hinabstürzten. Unmittelbar nach der Katastrophe offenbarte der Kolkagletscher einen noch nie gesehenen Anblick, der auf Bildern der ISS (Internationale Raumstation) festgehalten wurde: Sein Bett war beinahe komplett geöffnet, was weltweit in der Gletscherforschung noch nie gesehen wurde.
Zurzeit werden Kataloge pulsierender Gletscher erstellt und die Gletscher der Erde werden aus dem Weltall beobachtet.
Gletscher-Besonderheiten
Die globale Erwärmung trägt zu der katastrophalen Gletscherschmelze bei. Viele Gletscher sind bereits verschwunden oder werden in den nächsten Jahrzehnten verschwinden. Dieser alarmierende Trend führt zu Schwierigkeiten mit der Frischwasser- und Nahrungsmittelversorgung.
Experten warnen davor, dass das Problem nicht nur die Bevölkerungen von Hochland-Regionen betreffen wird, sondern auch jene tiefergelegener Gebiete. Gletscher sind eine wichtige Quelle von Frischwasser für die Menschen und die Lebensqualität, Landwirtschaft, Industrie und das Transportwesen sind auf viele große Flüsse angewiesen. Bergregionen machen ungefähr einen Viertel der Erdoberfläche aus und beheimaten 1.1 Milliarden Menschen.
Das Schmelzen der Eisdecken der Antarktis und Grönlands führen zu einem steigenden Meeresspiegel und stören die Meeresströmungen. Es gibt spannende Forschungen von Wissenschaftlern zu den Ursachen der Gletscherschmelze und ihrer Beschleunigung. Die Gletscher schmelzen nicht nur wegen der globalen Klimaerwärmung, sondern auch aufgrund von Änderungen der warmen Strömungen im Antlantik. Dänische Forscher der Aarhus Universität, die während 10 Jahren die Eisdecke Grönlands studiert haben, meinen, dass das schnelle Schmelzen der Gletscher Grönlands mit der Tiefenwärme der Erde zusammenhängt. Wissenschaftler glauben, dass dieser Prozess, der in den Tiefen der Erde stattfinden, die unteren Schichten der Gletscher erwärmt.
Gletscherseen
Es gibt viele Gletscherseen auf der ganzen Welt, die vor allem entstehen, wenn Gletscher während der wärmeren Jahreszeiten zu schmelzen beginnen. Diese Seen können permanent oder temporär seein, wie der Braganzavågen-See in Svalbard, Norwegen, der ein temporärer Eisdamm-See ist. Zu Bestzeiten bedeckte der See einen geschätzten Bereich von 77 Quadratkilometern mit einem Wasservolumen von 1.2 Kubikkilometern. Das Seesediment, welches bis zu 80cm dick war, wurde schnell auf terrestrischen und maritimen Sedimenten abgelagert. Der kurzlebige See war zu Spitzenzeiten der größte bekannte See in Svalbard während des Holozäns. Gletscher in Nordeuropa, Asien und Nordamerika formen die Landschaft auf allen Ebenen, von der Erosion großer Fjorde bis hin zu kleinen Kratzern und Streifenbildungen auf Fundamenten. Aber hast Du gewusst, dass es auch Seen in den Gletschern selbst gibt? Wie kommt es, dass das Wasser dort nicht wie im Rest des Gletschers gefriert?
Subglaziale Seen
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wussten Wissenschaftler bereits, dass die Temperatur der unteren Grenze bei sehr dicken Gletschern gleich war, wie die Temperatur, bei der das Eis schmolz. In den 1950ern vermuteten Wissenschaftler, nachdem sie den Gletscher der Antarktis und dessen Zusammensetzungen sowie die Temperaturschwankungen in der Dicke des Gletschers studiert hatten, dass sich unterhalb dem dichten Eis der Antarktis ein vortreffliches Süßwasser-Becken befinden musste, das etwa der Fläche Europas entsprach. Sie vermuteteen auch, dass es reich an Sauerstoff sein musste, welcher die oberen Schichten des Eises und Schnees durchdringen musste, welche stetig in die darunterliegenden Tiefen sinken würden. Es ist sehr gut möglich, dass es in diesem subglazialen See Leben gibt. Die Wissenschaftler entwarfen auch eine Karte, die die Bereiche des stetigen Schmelzens festhalten sollte. Diese zeigt vor allem jene anliegeend an den zentralen Teil der antarktische Gletscherdecke. Laut der Karte sind die Stationen Wostok, Amundsen-Scott und Baird in Regionen von konstantem Auftauen befindlich, man kann also logischerweise von dem Vorhandensein von Gletscherseen ausgehen.
Der Wostoksee, der größte See der Antarktis
Der antarktische Wostoksee ist ein gigantisches Gewässer, das unter 4000 Metern Eis begraben liegt und in den vergangenen Jahren zunehmend an Bekanntheit gewann. Man vermutete schon seit Jahrzehnten, dass es subglaziale Seen unter der Eisdecke des Kontinents gbt. Dieser bestimmte See, der nahe der Wostok-Station im Osten der Antarktis liegt (Russische Forschungsstation mit einer internationalen Besatzung, 77° südlicher Breite und 105° östliche Länge), wurde in den 1960ern zuerst von Andrei Kapitsa, einem Geographen und Antarktis-Forscher, bekannt gemacht. Allerdings wurde die Existenz des Sees erst 1993 mithilfe von Radar-Höhenmessungen auf Satellitbasis bestätigt. Er ist der grösste subglaziale See auf dem Kontinent. Der Wostoksee ist ungefähr 250x50km groß, was einer geschätzten Fläche von 15'500 Quadratkilometer entspricht. Die Tiefe beträgt über 1200m.
Forscher glauben, dass das Wasser des Sees von lebenden Organismen bewohnt werden kann, da es alle notwendigen Faktoren für Leben bietet. Mikroorganismen, die sich an das Leben unter solchen Bedingungen angepasst haben, könnten einzigartige Eigenschaften haben, weil sie so lange von der Biosphäre der Erde isoliert waren und ihre evolutionären Prozesse unabhängig ablaufen konnten
Insgesamt sind bis 2007 140 subglaziale Seen in der Antarktis entdeckt worden.
Gletscher-Archäologie
Die Gletscher-Archäologie ist erst vor relativ kurzer Zeit entstanden. Da sich Gletscher wie natürliche Gefriertruhen verhalten, verhalfen sie Wissenschaftlern zu unglaublichen Funden. Diese Artefakte konnten nur erhalten werden, weil sie unter Schichten von Eis und Schnee eingefroren waren. Die globale Erwärmung trägt zu der Entdeckung von tausenden von Jahren von verborgenen Artefakten bei. Perfekt erhaltene Körper antiker Völker, Waffen, Haushaltsgegenständen, Überbleibsel antiker Tiere und Fossilien antiker Pflanzen - das Eis ist eine wahrhaftige Schatztruhe der Forschung.
Ötzi der Mann aus dem Eis
Ötzi wurde 1991 von Touristen in den Bergen zwischen Österreich und der Schweiz auf einer Höhe von 3200 Metern entdeckt. Aktuell ist er die älteste erhaltene Mumie. Laut der Radiokarbon-Analyse ist sie 5100-5400 Jahre alt. Ötzi wurde nach seinem Fundort benannt, aber er ist auch als der Mann aus dem Eis, der Similaun-Mann (Italienisch: Mummia del Similaun), der Mann vom Hauslabjoch, der Tirolische Mann aus dem Eis und die Hauslabjoch-Mumie bekannt. 2011 gelang es Wissenschaftlern das Ötzi-Gen zu entschlüsseln und sie fanden heraus, dass er nicht ein Vorfahre des modernen Menschen war. Seine Kleidung war ziemlich aufwendig, er hatte viele Tätowierungen sowie eine Kupferaxt, einen Köcher mit Pfeilen, einen Bogen und ein Steinmesser, die an seiner Grabstätte gefunden wurden.
Permafrost Mammuts
Das Wollhaarmammut wurde 1977 in der Magadan-Region Russlands gefunden und es war durch den Permafrost fast perfekt erhalten. Das Alter des Mammuts zum Todeszeitpunkt wird auf 6-7 Monate geschätzt. Es wird vermutet, dass es vor 13 bis 40 Tausend Jahren gelebt hat und der Präservationsgrad liegt bei beinahe 100%. Die Entdeckung des Mammutkadavers wurde sofort als wissenschaftlicher Sensation auf einer globalen Skala anerkannt. Dies war das erste Mal, dass in der Moderne ein Mammutkadaver in einem Zustand, der für die Erforschung geeignet war, gefunden wurde.
Das aktuell eindrucksvollste Virus
Das Virus Pithovirus sibericum wurde 2014 in einer 30'000 Jahre alten sibirischen Permafrost-Probe von den französisch Evolutionsbiologe Chantal Abergel und Jean-Michel Claverie der Universität Aix-Marseille entdeckt. Wissenschaftler meinen, dass solche Viren für Menschen komplett unbedenklich sind, da sie lediglich Amöben parasitieren. Dennoch führte die Entdeckung des Virus zum Dreh der 2019 erschienen kanadischen Serie V Wars mit Ian Somerhalder, der als Hauptschuldiger ein solches Virus ausgrub und es zurück in besiedelte Gebiete brachte. Wer weiß, wie solche in Permafrost gefundenen Viren tatsächlich funktionieren.