Als Outdoor-Fans ist es unsere Aufgabe, die Schönheit der Natur zu bewahren. Hier erfährst du, wie du bei deinem nächsten Aufenthalt in den Bergen "keine Spuren hinterlässt.
von Owen Clarke
Das Erlernen der Leave No Trace (LNT) Grundsätze ist unerlässlich, um die natürliche Schönheit und Unversehrtheit der Wildnis unseres Planeten zu erhalten, insbesondere in alpinen Ökosystemen, die empfindlich sind und zunehmend vom Klimawandel betroffen sind. In diesem Beitrag möchten wir dir einen tieferen Einblick in die "Leave No Trace" Bewegung bieten. Zunächst erklären wir "Leave No Trace" und die sieben Leitsätze im Detail. Dann werden wir die Bedeutung der Bewegung erörtern und auf einige Kritikpunkte und alternative Ideen eingehen.
Was ist "Leave No Trace?" Eine kurze Geschichte
Leave No Trace (keine Spuren hinterlassen) ist ein amerikanisches Ethiksystem für Outdoor-Aktivitäten, das auf die 1960er Jahre zurückgeht. Es zielt darauf ab, die Auswirkungen des Menschen auf die Natur während Freizeitaktivitäten im Freien zu minimieren. Der Begriff entstand als lockere Parole unter Reiseführern, Parkrangern und anderen Outdoor-Enthusiasten als Reaktion auf Überfüllung, Vermüllung und andere ökologische Schäden in den zunehmend beliebten Wildnisgebieten Amerikas.
In den 1970er und 80er Jahren bildeten der U.S. National Park Service (NPS), der Forest Service (USFS) und das Bureau of Land Management (BLM) "Wilderness Informational Specialists" aus, um die Parkbesucher darüber zu informieren, wie sie ihre Auswirkungen auf die Wildnis reduzieren können. Im Jahr 1987 veröffentlichten diese Behörden eine Broschüre mit dem Titel “Leave No Trace Land Ethics”, in der die Grundsätze ausführlich beschrieben wurden. Einige Jahre später schloss sich der U.S. Fish and Wildlife Service der LNT-Initiative an.
Die in dieser Broschüre dargelegten Grundsätze waren der Auslöser für die Gründung der gleichnamigen gemeinnützigen Organisation, des Leave No Trace Center for Outdoor Ethics, das 1994 mit Unterstützung der NOLS (National Outdoor Leadership School) gegründet wurde. Die Non-Profit-Organisation bietet einen formalen Rahmen für LNT-Konzepte und fördert einschlägige Bildungsressourcen, um das Bewusstsein und den verantwortungsvollen Umgang mit der Wildnis "durch Bildung, Forschung, Freiwilligenarbeit und Partnerschaften" zu fördern.
In den folgenden Jahren haben Organisationen auf der ganzen Welt die Grundsätze des Leave No Trace übernommen und gefördert, vom Sierra Club und den Boy Scouts of America über Marken wie REI und The North Face bis hin zu Wildnis-Bildungsprogrammen wie Outward Bound. Darüber hinaus hat sich der Grundsatz unter Outdoor-Freizeitsportlern in den USA und der ganzen Welt immer mehr durchgesetzt.
Die sieben Prinzipen der "Leave No Trace" Bewegung
Planung und Vorbereitung
Eine sorgfältige Vorausplanung ist entscheidend, um die Sicherheit zu gewährleisten, die Umweltbelastung zu reduzieren und Ressourcenverschwendung zu minimieren. Dieser Grundsatz umfasst das Wissen und die Einhaltung der Vorschriften eines Wildnisgebiets, die Beachtung der Wettervorhersagen, die Vermeidung von Hochsaisonzeiten, die Vorbereitung auf Gefahren und Notfälle sowie die Reise in kleinen Gruppen, um die Auswirkungen zu minimieren.
Das Verpacken von Lebensmitteln in wiederverwendbare Behälter vor einer Reise ist eine weitere Möglichkeit, die Umweltbelastung zu minimieren. Dadurch wird vermieden, dass Abfall entsteht, selbst wenn du nicht vorhast, Müll zu hinterlassen. Kleine Plastikverpackungen können leicht weggeweht werden oder in der Dunkelheit verloren gehen. Zusätzlich ist es wichtig, geeignete Navigationsinstrumente mitzuführen, wie eine digitale oder physische Karte, ein GPS oder einen Kompass. (Noch besser ist die Verwendung der PeakVisor-App, um vom Weg abzukommen und das Risiko, sich zu verlaufen, zu minimieren.)
Fortbewegung und Campen auf befestigtem Untergrund
Ziel ist es, die durch Fußgänger und Camping verursachten Schäden zu verringern. Dieser Grundsatz bezieht sich auf die Nutzung bestehender Wege und Campingplätze, das Zelten in einem Mindestabstand von 61 m zu Gewässern (Seen, Teiche, Bäche, Flüsse) und das Gehen im Gänsemarsch in der Mitte eines Weges, auch wenn dieser nass oder schlammig ist. Wann immer möglich, solltest du das Anlegen neuer Wanderwege und Campingplätze vermeiden.
HINWEIS: Felsen, Kies, Sand, trockene Gräser und Schnee sind laut LNT alles Beispiele für befestigte Untergründe.
Richtige Abfallentsorgung
Wenn du es mitbringt, nimm es auch wieder mit Hause. Damit ist nicht nur der übliche "Müll" gemeint, sondern auch Essensreste, Toilettenpapier, Hygieneartikel (Tampons) und alles andere, was du in die Wildnis mitgenommen hast, selbst wenn es als biologisch abbaubar angepriesen wird.
Benutze, wann immer möglich, die vorhandenen Toiletten. Wenn diese nicht zur Verfügung stehen, sollten menschliche Ausscheidungen in 15-20 cm tiefen Gruben entsorgt werden, die mindestens 61 m vom Wasser, dem Lager und den Wegen entfernt sind. Verdecke diese "Toiletten" anschließend, um die optischen Auswirkungen zu minimieren.
Die Mitnahme von Toilettenpapier und anderen Hygieneartikeln ist ebenfalls unerlässlich. Je nach Wildnisgebiet kann es auch erforderlich sein, Körperausscheidungen mit einer "Wag Bag" oder einer anderen Entsorgungsvorrichtung zu entsorgen. Beutel sind vor allem für Kletterer praktisch, die oft in einem Gelände unterwegs sind, das sich nicht für das Ausheben einer Mulde eignet.
Verwende beim Abwaschen von Geschirr (oder dir selbst) nur kleine Mengen biologisch abbaubarer Seife. Halte den Abstand on 61 m von Seen, Bächen oder anderen Gewässern ein und gieße das Wasser in einem weiten Bogen, anstatt es nur an einer Stelle auszugießen.
Zurücklassen von Fundstücken
Dieser Grundsatz unterstützt die Bewahrung des natürlichen und kulturellen Erbes. Er beinhaltet das Schützen historischer Strukturen und Artefakte vor Zerstörung, das Bewahren natürlicher Objekte in ihrem natürlichen Zustand sowie das Vermeiden der Einführung oder des Transports nicht heimischer Arten. Zusätzlich sollten keine Bauwerke errichtet oder Gräben ausgehoben werden, es sei denn, es handelt sich um eine Überlebenssituation. Das bekannte Sprichwort "Nur Fotos machen, nur Fußspuren hinterlassen" unterstreicht diesen Grundsatz.
Minimieren von Lagerfeuer-Auswirkungen
Um die Auswirkungen von Bränden zu verringern, solltest du nach Möglichkeit leichte Kocher zum Kochen und Kerzenlaternen für die Beleuchtung verwenden. Wo Feuer erlaubt ist, verwende feste Feuerstellen oder eine Feuerschale und halte das Feuer klein, indem du nur totes Holz vom Boden verwendest, das von Hand zerkleinert werden kann. (Schneide keine Äste oder Zweige von lebenden Bäumen ab).
Wenn du mit deinem Feuer fertig bist, vergewissere dich, dass du alles Holz und alle Kohlen zu Asche verbrannt hast, lösche das Feuer vollständig - bis es sich kühl anfühlt - und verstreue dann die Asche.
Respektieren der Tierwelt
Das respektvolle Beobachten von Wildtieren aus der Ferne ist entscheidend für ihren Schutz. Das bedeutet, Wildtiere nicht zu füttern, nicht zu verfolgen oder sich ihnen zu nähern und ihren natürlichen Lebenszyklus nicht zu stören. Wenn örtliche Vorschriften es erlauben, sollten mitgebrachte Haustiere stets unter Kontrolle gehalten werden. Außerdem ist es wichtig, Wildtiere während sensibler Zeiten wie der Paarung, dem Nestbau, der Aufzucht der Jungen oder dem Winterschlaf nicht zu stören.
Es ist auch wichtig, Lebensmittel sicher zu lagern, um zu vermeiden, dass Tiere auf deinen Campingplatz kommen. Achte auf die örtlichen Vorschriften und nutze geeignete Methoden für die von dir besuchte Wildnisregion, wie zum Beispiel tierfreie Kanister und Schließfächer oder Trockensäcke, die zwischen Bäumen aufgehängt werden (auch bekannt als "Bärenbeutel"). Denke daran, dass du nicht nur Lebensmittel, sondern auch Müll und andere geruchsintenstive Gegenstände wie Zahnpasta, Deodorant und Sonnencreme sicher aufbewahren musst.
Rücksicht auf andere Besucher
Es geht nicht nur um die Pflanzen, Tiere und die natürliche Landschaft. Es geht auch um den Respekt vor anderen Menschen. Die Rücksichtnahme auf andere Besucher verbessert das Naturerlebnis für alle.
Dazu gehört, dass man sich auf dem Weg höflich verhält, keine lauten Geräusche macht und keine Musik spielt, und dass man anderen Platz macht, wenn man ihnen in der Wildnis begegnet. Wenn beispielsweise ein Dutzend ausgewiesene Campingplätze zur Verfügung stehen, aber nur zwei belegt sind, solltest du nicht direkt neben den anderen Campern campen.
Warum "Leave no Trace" so wichtig ist
Es gibt viele Gründe, warum die "Leave No Trace" Bewegung wichtig ist. Die meisten erkennen an, dass diese Richtlinien dazu beitragen, die natürliche Umwelt und die Artenvielfalt zu erhalten und dafür zu sorgen, dass Naturgebiete auch für künftige Generationen schön und unberührt bleiben, selbst wenn die Zahl der Freizeitaktivitäten in der Natur sprunghaft ansteigt. Die Vorteile für die Umwelt liegen auf der Hand.
Wie im siebten LNT-Grundsatz (Rücksicht auf andere Besucher) erläutert, spielen jedoch auch soziale und ethische Überlegungen eine Rolle. Wenn du diese Richtlinien befolgst, bleiben Aktivitäten im Freien für alle zugänglich, angenehm und sicher. Auf diese Vorteile gehen wir im Folgenden noch näher ein.
Die Umweltvorteile von "Leave No Trace"
Verhinderung von Erosion und Umweltzerstörung: Die Einhaltung der LNT-Grundsätze verhindert die Erosion und Zerstörung der natürlichen Umwelt. Indem wir uns an etablierte Wege und Campingplätze halten und keine neuen Wege oder Campingplätze anlegen, minimieren wir unsere Auswirkungen auf das Land, was für die Erhaltung seines natürlichen Zustands entscheidend ist.
Wildtierschutz: LNT-Praktiken spielen eine wichtige Rolle beim Schutz von Wildtieren. Wenn man Tiere füttert oder sich ihnen nähert, wird ihr natürliches Verhalten und ihre Ernährung gestört. Eingriffe können zu einer Abhängigkeit vom Menschen, einer Veränderung der natürlichen Futtergewohnheiten und möglicherweise zu aggressivem Verhalten führen. Die ordnungsgemäße Entsorgung von Abfällen und Essensresten ist auch wichtig, um zu verhindern, dass Wildtiere auf menschliche Campingplätze gelockt werden, was sowohl für Tiere als auch für Menschen schädlich sein kann.
Minimierung von Verschmutzung und Kontamination: Das ordnungsgemäße Entsorgen von Abfällen, einschließlich menschlicher Abfälle, ist ein wichtiger Aspekt von LNT. Wird der Abfall nicht ordnungsgemäß entsorgt, kann dies zur Verschmutzung von Wasserquellen und natürlichen Lebensräumen führen. Die Verwendung von biologisch abbaubarer Seife und die Sicherstellung, dass alle Waschvorgänge weit entfernt von Wasserquellen durchgeführt werden, tragen dazu bei, die Verschmutzung von Bächen, Seen und Flüssen zu minimieren.
Die sozialen und ethischen Vorteile von "Leave No Trace"
Verbesserte Outdoor-Erfahrung für andere: Die Rücksichtnahme auf andere Besucher ist ein wesentlicher Bestandteil von LNT. Wie bereits erwähnt, gehört dazu die Einhaltung eines niedrigen Geräuschpegels, die Rücksichtnahme auf den Freiraum anderer Wanderer und die Sicherstellung, dass vom Menschen verursachte Geräusche nicht die natürlichen Klänge der Umgebung übertönen.
Bewahrung der natürlichen Schönheit und Integrität: Die LNT-Grundsätze empfehlen, natürliche und historische Artefakte ungestört zu lassen. Indem wir das, was wir finden, zurücklassen, stellen wir sicher, dass diese natürlichen Gegenstände weiterhin zum Ökosystem beitragen und von zukünftigen Besuchern genutzt werden können.
Education and Awareness:Die LNT-Prinzipien haben eine erzieherische Funktion, indem sie das Bewusstsein für die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Natur schärfen. Wenn Menschen diese Grundsätze verstehen und umsetzen, werden sie sich ihrer Handlungen und ihrer potenziellen Auswirkungen auf die Umwelt bewusster. Dieses gesteigerte Bewusstsein fördert eine Kultur des Respekts und der Verantwortung gegenüber natürlichen Räumen, insbesondere da Outdoor-Aktivitäten immer beliebter werden.
Kritik an "Leave No Trace"
"Leave No Trace" ist ein weit verbreitetes ethisches System für die Natur, das von den meisten unterstützt wird. Einige Leute sagen jedoch, dass es zu einfach ist und die komplexen Zusammenhänge der Natur nicht berücksichtigt. Es wird auch kritisiert, dass es nicht auf regionale Unterschiede oder einzigartige Ökosysteme eingeht.
Einige Kritiker sagen, dass die Grundsätze so interpretiert werden können, dass sie eine Trennung zwischen Mensch und Natur fördern, was zu einem "ausgrenzenden" Ansatz führt. Das könnte das Verständnis davon, dass der Mensch Teil des natürlichen Ökosystems ist, beeinträchtigen.
Manche glauben, dass in Gebieten, die bereits stark durch menschliche Aktivitäten beeinträchtigt sind, andere Wege effektiver sein können als die strikte Einhaltung von "Leave No Trace". Aktives Management oder Wiederherstellungsmaßnahmen könnten hier zum Beispiel angemessener sein. Die "Leave No Trace"-Prinzipien könnten auch indigene Praktiken oder traditionelle Landnutzung in bestimmten Kontexten ignorieren. Einige Aktivitäten, die nach "Leave No Trace" als schädlich betrachtet werden, könnten tatsächlich Teil einer langjährigen kulturellen Tradition sein.
Andere sind der Meinung, dass eine übertriebene Konzentration auf die Minimierung der Auswirkungen zu Beschränkungen führt, die den Zugang zu Naturgebieten erschweren oder verteuern und damit die Möglichkeiten für bestimmte Gruppen, die Natur zu erleben, einschränken.
Im Journal Ethics, Place and Environment von 2009 haben die Akademiker Gregory Simon und Peter Alagona ein weiteres Ethiksystem mit dem Titel “Beyond Leave No Trace vorgestellt.” Ihr "erweitertes" System der Wildnisethik umfasst ebenfalls sieben Grundsätze, die sie als ganzheitlicher betrachten und die sich mit den Ursachen statt mit den Symptomen befassen. Diese Grundsätze sind:
- Informiere dich und andere über die Orte, die du besuchst
- Kaufe nur die Ausrüstung und Kleidung, die du benötigst
- Pflege eine vorhandene Ausrüstung und Kleidung
- Wähle Lebensmitteln, Ausrüstung und Kleidung bewusst
- Minimiere deine Abfallproduktion
- Reduziere deinen Energieverbrauch
- Engagiere dich für den Erhalt und die Restaurierung der Orte, die du besuchst
Als Antwort auf Kritiker erklärten die beiden, dass Leave No Trace "in seiner jetzigen Form ohne eine Fülle von Konsumgütern nicht existieren könnte" und dass "die Verwendung solcher Produkte die Umweltauswirkungen nicht auslöscht", und fügten hinzu, dass LNT "diese Auswirkungen, Verlagerungen und Zusammenhänge systematisch verschleiert, indem es den falschen Glauben fördert, dass es möglich ist, keine Spuren zu hinterlassen".
Es ist wichtig zu verstehen, dass es zwar eine Vielzahl von Kritikern der Leave No Trace-Richtlinien und -Rahmenbedingungen gibt, diese Kritik jedoch fast ausschließlich aus dem Wunsch heraus entsteht, die Umweltschutz-Praktiken zu verbessern. Kritiker sehen LNT typischerweise als nicht umfassend genug an (anstatt zu einschränkend) und widersprechen nicht der Kernphilosophie des Respekts und der Bewahrung des natürlichen Raums.
Fazit: So hinterlässt du keine Spuren
Die "Leave No Trace" Prinzipien, wie sie auf der Leave No Trace Nonprofit-Website beschrieben und m U.S. National Park Service aufgegriffen werden, bieten einen umfassenden Leitfaden für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur. Egal, ob du ein erfahrener Outdoor-Enthusiast oder ein gelegentlicher Besucher bist - das Verständnis und die Praxis von "Leave No Trace" werden einen bedeutenden Unterschied im Kampf um die Erhaltung der Natur - Berge, Strände, Wüsten, Dschungel, Grasland - für zukünftige Generationen machen.
Obwohl einige Kritiker behaupten, dass "Leave No Trace" nicht weit genug geht oder das Thema Wildniserhaltung zu stark vereinfacht, hat die Bewegung kaum Gegener. Wenn wir diese Prinzipien in unser Leben im Freien integrieren, helfen wir, die natürliche Schönheit und Unversehrtheit der Umwelt zu bewahren. Auf diese Weise sorgen wir dafür, dass sie auch in Zukunft attraktiv und zugänglich bleibt.
