Grundlegender Leitfaden zur Lawinensicherheit im Hinterland

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Schon Grundkenntnisse können den Unterschied ausmachen

Von Sergei Poljak

Jedes Jahr kommen etwa 150 Backcountry-Skifahrer bei Lawinenabgängen ums Leben. Damit sind sie die häufigste Todesursache bei Backcountry-Skifahrern und Freeridern. (63% der Todesopfer). Wenn du die Grundlagen der Lawinenvorhersage und -rettung beherrschst, wirst du zu einem wertvollen Skipartner und trägst dazu bei, dich selbst und andere während eurer Bergabenteuer zu schützen.

Der weiße Drache. Lawinensicherheit
Der weiße Drache

Was sind Lawinen?

Im Wesentlichen sind Lawinen Massen aus Schnee, Eis und Gestein, die durch die Schwerkraft einen Berghang hinunterstürzen. Diese Merkmale haben alle Lawinen gemeinsam, aber in allen anderen Aspekten können sie stark variieren. Lawinen können klein oder enorm, langsam oder schnell, in hohen oder niedrigen Lagen auftreten und vorhersehbar oder scheinbar zufällig sein.

In PeakVisors Leitfaden zur Lawinensicherheit erklären wir die grundlegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse über Lawinen, geben wichtige Sicherheitstipps und erläutern die Risiken. Wir zeigen dir, warum Lawinen dir nicht die Freude am Backcountry-Skifahren rauben sollten.

Regenfälle lösten diesen Hangrutsch in Frankreich aus. 	Foto: Sergei Poljak. Lawinensicherheit
Regenfälle lösten diesen Hangrutsch in Frankreich aus. Foto: Sergei Poljak

Achtung: Was Lawinen angeht, kann kein Online-Artikel oder Video eine umfassende Schulung oder Erfahrungen aus erster Hand ersetzen. Dieser Artikel dient nur als Einführung in die Welt der Lawinen.

Arten

Es gibt verschiedene Arten von Schneelawinen. Hier findest du eine kurze Einführung in die wichtigsten, denen du als Skifahrer begegnen wirst.

  • Schneebrettlawinen sind die häufigste Art von Lawinen, die zu Skifahrerunfällen führen. Bei fast allen 'reinen Schneelawinen' handelt es sich um Schneebrettlawinen, d. h. ein Schneeblock bricht vom Berg ab und bewegt sich in einer zusammenhängenden Einheit schnell nach unten.
    • Dauerhafte Schneebretter werden durch eine schwache Schicht in der Schneedecke verursacht, die sich unter dem Gewicht eines Skifahrers lösen kann, wodurch die zusammenhängende Masse der darüber liegenden Schneedecke nach unten gedrückt wird. Dauerhafte Schneebretter sind am gefährlichsten, da sie in der Regel schwer vorherzusagen sind und sehr groß sein können, je nachdem, wie tief die schwache Schicht eingegraben ist. Liegt die schwache Schicht in der Nähe der Bodenoberfläche, spricht man von einem tiefen, dauerhaften Schneebrett. Bei älteren dauerhaften Schneebretter kann es sich auch um harte Schneebretter handeln, die so stark zusammengepresst sind, dass man nur schwer einen Finger hineinstecken kann).
    • Sturmschneebretter bezeichnet man eine zusammenhängende Schneedecke, die durch einen Sturm entstanden ist. Im Allgemeinen handelt es sich dabei um weiche Schneebretter, d. h. der zusammenhängende Schneeblock hat sich noch nicht verfestigt und ist noch locker und pulvrig.
    • Triebschneebretter sind zusammenhängende Platten, die durch Windverdichtung und Belastung entstanden sind. Sie können entweder weich oder hart sein.
    • Nassschneebretter sind Blöcke aus schwerem, nassem Schnee, die bei Regenfällen oder längerer Erwärmung der Schneedecke abreißen können.
  • Lockerschneelawinen sind kleine Lawinen, die sich nicht von einem zusammenhängenden Schneebrett, sondern von einem bestimmten Punkt lösen. Sie können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, unter anderem durch die Sonneneinstrahlung und Neuschnee.
    Eine kleine Spitze löst sich an einem Frühlingstag nach Neuschnee von einer sonnigen Klippe. Foto: Sergei Poljak. Lawinensicherheit
    Eine kleine Spitze löst sich an einem Frühlingstag nach Neuschnee von einer sonnigen Klippe.Foto: Sergei Poljak
  • Wechten und Serac-Abbrüche können große, zerstörerische Lawinen auslösen. Wechten sind große Überhänge aus verdichtetem Schnee, meist oberhalb eines scharfen Grats. Ähnlich verhält es sich mit Seracs, das sind große, überhängende Gletschereisblöcke. Diese Ereignisse sind schwer, wenn nicht gar unmöglich, vorherzusagen und werden in der Regel nicht von Skifahrern ausgelöst (auch Wechtenstürze werden selten von Skifahrern ausgelöst). Im Allgemeinen kann die rasche Erwärmung im Frühjahr dazu führen, dass Seracs und Wechten abreißen. Seracs neigen auch dazu, im Sommer abzubrechen, wenn der Gletscher schmilzt.
Skifahren unter einer großen Wechte. Foto: Sergej Poljak. Lawinensicherheit
Skifahren unter einer großen Wechte. Foto: Sergej Poljak

Größe

Lawinen können in allen Formen und Größen auftreten. Eine Lockerschneelawine ist oft die kleinste Form einer Lawine. Lockerschneelawinen können spontan entstehen oder von Skifahrern bzw. Snowboardern ausgelöst werden, wenn sie einen Hang hinunterfahren. Auf steilen Hängen kann sich Lockerschnee sehr schnell bewegen und einen Skifahrer von den Füßen reißen. Von Spindrift spricht man, wenn der Wind losen, trockenen Schnee von der Spitze der Schneedecke den Berg hinunterbläst. Spindrift ist lästig, stellt aber selten eine unmittelbare Gefahr dar, es sei denn, der Drift verursacht Erfrierungen oder Sichtprobleme.

Schneebrettlawinen können unterschiedlich groß sein. Sie reichen von der Größe eines Autos bis hin zu einem ganzen Fußballfeld oder sogar einem Quadratkilometer oder mehr. Ein großes Schneebrett kann sogar so schwer wie eine Million Tonnen sein und über mehrere Kilometer einen Berghang hinunterrollen. Sogar kleinere Schneebretter haben genug Kraft, um einen Skifahrer über Klippen oder Bäume zu fegen und ihn unter sich zu begraben, wenn die Bedingungen richtig sind.

Die größten Lawinen, Gletscher- oder Bergstürze, können alles in ihrem Weg zerstören, einschließlich Städte. Sie können Geschwindigkeiten von über 320 km/h erreichen und Dutzende von Kilometern zurücklegen. Wer sich in der Bahn eines solchen Erdrutsches befindet, wird wie durch eine Bombe völlig ausgelöscht.

Das Trümmerfeld der Huascarén-Lawine (1970), die in Peru fast 20.000 Menschen tötete. Foto: Amerikanischer Alpenverein
Das Trümmerfeld der Huascarén-Lawine (1970), die in Peru fast 20.000 Menschen tötete. Foto: Amerikanischer Alpenverein

Terminologie

Hier ein paar grundlegende Lawinen-Begriffe:

Abrisskante: der Bruch eines Schneebretts an der Stelle, an der es sich von der darüber liegenden Schneedecke löst.

Gleitfläche oder Bettfläche: die Schicht, auf der sich eine Schneelawine bewegt und abgleitet.

Ablagerung: der Bereich, in dem der Schnee nach dem Stillstand liegen bleibt und sich ansammelt.

Auslauf: der niedrigste Bereich, in dem die Lawine zur Ruhe kommt und ihre Bewegung endet.

Anriss- oder Startzone: die Spitze einer Lawine, wo sich das Schneebrett von der umgebenden Schneedecke löst.

Wichtige Maßnahmen zur Vorbereitung auf Lawinen

Erfahrung im Gelände ist letztlich der beste Lehrmeister. Trotzdem sollte jeder Skifahrer einige Schritte unternehmen, um sein Lawinenbewusstsein zu schärfen.

  1. Kaufe vor dem Skifahren abseits der Piste die erforderliche Sicherheitsausrüstung, d. h. ein LVS-Gerät, eine Schaufel und eine Sonde. Das Einzige, was noch schlimmer ist, als nicht zu wissen, wie man ein LVS-Gerät benutzt, ist, erst gar kein Gerät zu haben. Der nächste Schritt besteht darin, zu lernen, wie man diese Ausrüstung effizient nutzt.
  2. Lies ein Buch über Lawinensicherheit. Mein Lieblingsbuch von Bruce Tremper: Staying Alive in Avalanche Terrain.
  3. Nimm an einem Lawinensicherheitskurs teil. Die Organisationen, die diese Programme anbieten, sind von Land zu Land unterschiedlich, aber in den USA, Kanada, Großbritannien, den europäischen Alpen, Neuseeland und Chile/Argentinien sollten die Lehrgänge leicht zu finden sein. Die Kurse dauern in der Regel ein paar Tage und sind unglaublich informativ. Du wirst dabei von anderen Backcountry-Fans umgeben sein, es ist also nicht wie in der Grundschule. Du wirst viel Nützliches lernen und vielleicht sogar ein paar Skipartner*innen kennenlernen, die wie du in Lawinenkunde geschult sind.
  4. Nach der Teilnahme an einem Kurs solltest du unermüdlich mit deinem LVS-Gerät, der Schaufel und Sonde üben. Übe beispielsweise, versteckte LVS-Geräte im Tiefschnee im Wald zu finden; übe, die Sonde zu verwenden; und finde Schneebänke auf Parkplätzen, wo du dich in die Art von Betonschnee eingraben kannst, aus dem Lawinenschutt besteht. Ich fahre lieber mit einem Partner, der weiß, wie man seine Ausrüstung effizient verwendet, als mit einem, der einen Kurs besucht und nie geübt hat.

Wenn du diese Schritte befolgst, bist du höchstwahrscheinlich besser informiert als die meisten Backcountry-Skifahrer. Vor allem in Europa sehe ich oft Skifahrer, die weit abseits der Pisten ohne Ausrüstung unterwegs sind und sich ihrer Lawinengefahr wenig bis gar nicht bewusst sind, ganz zu schweigen von anderen Gefahren.

Wo kommen Lawinen vor?

Lawinen können im Grunde überall im Gebirge auftreten. Das Sprichwort sagt: „Wenn es steil genug ist, um zu fahren, ist es auch steil genug, um zu rutschen“ oder „Wenn es genug Schnee zum Fahren gibt, gibt es auch genug Schnee, der rutschen kann.”

Rutschungen wurden bei jedem Neigungswinkel über 15° und in jedem Gelände beobachtet, sei es Gletschereis, felsige Hänge, grasbewachsene Hügel oder sogar dichte Wälder.

Ein massiver Erdrutsch während des historischen Winters 2018-2019 hat Hunderte von Fichten umgeworfen. Foto: Sergej Poljak. Lawinensicherheit
Ein massiver Erdrutsch während des historischen Winters 2018-2019 hat Hunderte von Fichten umgeworfen. Foto: Sergej Poljak

Gelände

Im Folgenden findest ein paar Tipps, wie du lawinengefährdetes Gelände erkennen kannst.

Hangneigung

Die Hangneigung ist einer der wichtigsten Faktoren für die Erkennung von Lawinengebieten. Die meisten durch Skifahrer ausgelösten Lawinen ereignen sich an Hängen zwischen 30 und 45° (gleichzeitig die besten Neigungen zum Skifahren). Diese Hänge sind steil genug, um abzurutschen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass dies auf natürliche Weise geschieht, ist geringer als z. B. bei einem 50°-Hang. Steilhänge bergen zwar eine Reihe von Risiken, sind aber aus Sicht der Lawinengefahr oft weniger gefährlich, da schwache Schichten längst auf natürliche Weise weggebrochen sind.

Es gibt kleine, winkelmesserähnliche Geräte, mit denen man den Winkel eines Hangs messen kann, aber ich habe ehrlich gesagt noch nie jemanden gesehen, der so etwas mit sich herumträgt. Smartphone-Benutzer werden wahrscheinlich eine App dafür haben (die Measure-App auf iPhones). Man kann das Gelände auch ziemlich gut mit dem Auge erfassen und den Winkel auf ein paar Grad genau bestimmen.

Neigungswinkel in der PeakVisor Mobile App. Du kannst beliebige Koordinaten auswählen und den Winkel für diese Koordinaten sehen. Lawinensicherheit
Neigungswinkel in der PeakVisor Mobile App. Du kannst beliebige Koordinaten auswählen und den Winkel für diese Koordinaten sehen

Konkave vs. konvexe vs. ebene Hänge

  • Konkave Hänge beginnen sanft und gehen in steileres Gelände über, wobei das Gefälle ein häufiger Ausgangspunkt für von Skifahrern ausgelöste Lawinen ist. Außerdem kann man oft nicht über den sogenannten Rollover hinaus sehen (der Geländebereiche ist nach innen gewölbt und wie eine Schüssel geformt). Das heißt, Skifahrer erreichen dieses Gelände schnell, ohne Zeit zu haben, die Änderung der Hangneigung zu verarbeiten.
  • Konvexe Hänge sind für den Skisport oft wünschenswerter, weil sie weniger gefährlich sind als konkave Hänge und sich in großem Maßstab mehr Schnee ansammeln kann. Schüsseln sind ein Beispiel für Konvexität. Die Schneebretter an diesen Hängen werden in der Regel stärker vom darunter liegenden Schnee gestützt, und da der Hangwinkel nicht steiler, sondern sanfter wird, können Lawinen nicht so weit abdriften. Eine echte Konvexität zeichnet sich durch eine sanfte Piste im unteren Bereich aus, auf der Lawinen abgleiten können, ohne Verletzungen oder tiefe Verschüttungen zu verursachen.
  • Planare Pisten, auch ebenes Gefälle genannt, haben über eine längere Strecke einen konstanten Winkel. Lawinen können an solchen Hängen weit rutschen, sind aber aufgrund des konstanten Neigungswinkels leichter einzuschätzen als bei konkaven Hängen.

Ausrichtung

Die Ausrichtung, also die Richtung, in die ein Hang zeigt, kann einen entscheidenden Einfluss auf das Rutschpotenzial eines Hangs haben. Die Schneedecke ändert sich täglich und variiert von Region zu Region, sodass es schwierig ist, sie zu verallgemeinern. Zwei Ausrichtungen haben sich jedoch in allen Regionen als relativ problematisch herausgestellt.

  • An Südhängen gibt es oft Lawinenprobleme, die mit der Sonneneinwirkung zusammenhängen. Selbst im Winter können die Sonnenstrahlen am Nachmittag nasse Schneebretter auslösen. In der Zwischenzeit kann neuer Schnee verkrusteten, sonnenbeeinflussten Schnee begraben und schwache Schichten bilden.
  • An Nordhängen bilden sich oft schwache Schichten. Erbsengroße körnige Kristalle, die sich am Boden der Schneedecke bilden können, sind das größte Problem, insbesondere in trockenen, kalten Gebieten (z. B. Colorado, USA). Diese Kristalle haben becherartige Hohlformen mit Facetten und sind das Produkt des sogenannten Temperaturgradienten, d. h. des Temperaturunterschieds zwischen dem Boden (nahe dem Gefrierpunkt) und dem Schnee und der Luft darüber (weit unter dem Gefrierpunkt). Facetten wirken wie Kugellager und führen dazu, dass Skifahrer große Schneebrettlawinen auslösen können, die bis zum Boden reichen.
  • Hinweis: Auf der südlichen Hemisphäre sind diese Ausrichtungen umgekehrt.

Hierbei handelt es sich um Verallgemeinerungen; an Südhängen findet man Facetten, an Nordhängen nasse Platten. Bei der Umwandlung und Bewegung von Schnee spielen so viele Faktoren eine Rolle. Aber sie dienen als Beispiele dafür, wie wichtig die Ausrichtung ist.

Lawinentrümmer am Fuß eines Couloirs. 	Foto: Sergej Poljak. Lawinensicherheit
Lawinentrümmer am Fuß eines Couloirs. Foto: Sergej Poljak

Alpin vs. Bäume

Alpine Hänge haben in der Regel komplexere Lawinenprobleme als Hänge unterhalb der Baumgrenze. Alpine Gebiete liegen höher, und in der Höhe herrschen mehr Schnee und Wind, zwei wichtige Faktoren für Lawinenabgänge. Daher ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sich große zusammenhängende Schneebretter bilden, die für Skifahrer tödlich sind.

Auch, wenn es umstritten ist, wie wirksam Bäume die Schneedecke verankern, wissen wir, dass sie einen besseren Anker bilden , wenn der Schnee fester anstatt locker ist.

Als langjähriger Skifahrer habe ich viele Lawinen in den Bäumen und im alpinen Gelände darüber gesehen; ich bin zwischen den Bäumen genauso vorsichtig. Obwohl ich im alpinen Gelände mehr Lawinenabgänge gesehen habe und ich glaube, dass es insgesamt wahrscheinlicher ist, im alpinen Gelände eine Lawine auszulösen, gibt es einen entscheidenden Nachteil bei Bäumen. Lawinen bewegen sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit bei der jede Sekunde zählt, und Bäume werden oft zu tödlichen Hindernissen, wenn man versucht, den Schneemassen zu entkommen.

Etwa die Hälfte der Lawinentoten sind auf eine Verschüttung zurückzuführen, die andere Hälfte auf Traumata, d. h. die Hälfte der Menschen stirbt, weil sie unter den Schneemassen ersticken, die andere Hälfte, weil sie über Klippen geschleudert, von Steinen getroffen oder gegen Bäume geschmettert wurden. Die Daten sind spärlich, aber es scheint, dass die meisten dieser Todesfälle durch Traumata auf Bäume zurückzuführen sind. Es stimmt auch, dass viele dieser Unfälle weit oberhalb der Baumgrenze anfingen und dass die Skifahrer von oben in die Bäume geschleudert wurden.

Geografische Lage

Der Standort ist von enormer Bedeutung, da die verschiedenen Klimazonen unterschiedliche Lawinenprobleme haben. Ich werde im nächsten Abschnitt noch näher darauf eingehen, aber es gibt drei grundlegende Arten von Schneedecken: Maritim, interkontinental und kontinental. Maritime Schneedecken sind im Allgemeinen am stabilsten, während kontinentale Schneedecken am wenigsten stabil sind.

Wenn ich selbst irgendwo Ski fahre, informiere ich mich darüber, wo dieser Ort auf dem Spektrum liegt. Wenn ich in Europa bin, weiß ich, dass ich es wahrscheinlich mit einer interkontinentalen Schneedecke zu tun habe, während es sich in Colorado wahrscheinlich um eine kontinentale Schneedecke handelt. In Europa kann man selbst in lawinengefährdeten Wintern im Dezember noch steile Hänge befahren. In Colorado? Eher weniger. Dieselben Steilhänge sind vielleicht bis März oder April tabu.

Klima und Wetter

Das Klima ist das durchschnittliche Wetter über einen langen Zeitraum, während das „Wetter“ kurzfristige atmosphärische Ereignisse bezeichnet. Beides ist für die Lawinenvorhersage wichtig.

Das Klima bestimmt, ob die Schneedecke einer Region maritim, interkontinental oder kontinental ist, und das Wetter diktiert, wo auf dieser Skala die Schneedecke einer Region in einer bestimmten Winterwoche landet.

Arten von Schneedecken

Maritim

Maritime Schneedecken sind historisch gesehen die stabilsten, und durch Skifahrer ausgelöste, dauerhafte Schneebretter sind viel seltener als bei kontinentalen Schneedecken. Aber warum?

In Klimazonen mit relativ warmer, feuchter Luft kommt es zu erheblichen Schneefällen, wobei ein Großteil der Niederschläge bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt fällt. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit speichern, was zu hohen Niederschlagsmengen führt. Eine maritime Schneedecke ist oft sehr tief; fünf Meter sind keine Seltenheit. Obwohl es dort durchaus schwache Schichten geben kann - nur wenige Schneedecken im Hochwinter sind zu 100% verfestigt -, ist es unwahrscheinlich, dass ein Skifahrer Druck auf diese Schichten ausübt. Skifahrer beeinflussen die Schneedecke nur etwa einen Meter unter ihren Skiern, sodass tiefe Schneedecken stabiler sind.

Ein weiterer Grund, warum maritime Schneedecken sicherer sind, ist, dass es in diesen Klimazonen weniger Temperaturgradienten (TD) gibt. Ich habe dieses Wort bereits erwähnt, und es ist wichtig, es zu kennen. TD bewirkt, dass sich körnige, runde Schneekristalle (siehe Facetten oben) bilden. Wenn sich Facetten in einer Schneedecke bilden, bieten sie eine so geringe Reibung, dass ein Skifahrer leicht tödliche Schneebrettlawinen auslösen kann. Selbst wenn man Facetten in einer maritimen Schneedecke findet, sind sie so weit unten, dass die Kraft eines Skifahrers nicht ausreicht, um sie in die eine oder andere Richtung zu bewegen.

Auch maritime Schneedecken haben Lawinenprobleme. Sturmschneebretter sind häufig ein Problem, weil diese Regionen enorme Schneemengen auf einmal abbekommen können. Sturmschneebretter können gewaltige Ausmaße annehmen, vor allem in Gebieten wie Kalifornien, in denen Stürme in der Regel mit Wind einhergehen. Hierzu gibt es einen tollen, mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Bericht des Journalisten John Branch über einen berüchtigten Lawinenabgang im Jahr 2012 am Steven's Pass im US-Bundesstaat Washington (ein Gebiet, das normalerweise eine maritime Schneedecke aufweist).

Wo auf der Welt findet man maritime Schneedecken? Nun, in der Nähe von Wasser, wie du vielleicht schon vermutet hast. Es braucht einen großen Wasserkörper, um die warme, feuchte Luft zu erzeugen, die eine maritime Schneedecke speist. Die gesamte Westküste Nordamerikas, von der Sierra Nevada in Kalifornien bis zur Aleuten-Kette in Alaska, weist diese Art von Schneedecke auf. Der Süden Chiles und Argentiniens - die Region Patagonien - ist ebenfalls maritim geprägt, allerdings gibt es dort keine Skigebiete so weit südlich. Die norwegischen Küstenregionen können in den meisten Jahren als maritim eingestuft werden, aber sie haben nicht so viel Schnee wie die oben genannten Gebiete.

Kontinental

Kontinentale Schneedecken sind am anfälligsten für die Lawinenauslösung durch Skifahrer. Sie treten in Wüstenregionen mit Bergen auf, die mäßig Schnee abbekommen. Zu den Gebieten mit den berüchtigtsten kontinentalen Schneedecken gehören die Four Corners in den USA: Colorado, New Mexico, Arizona und Süd-Utah. Auch das Innere Argentiniens um Las Leñas herum ist eher kontinental. Weite Gebirgsregionen in China, der Mongolei, Kirgisistan und anderen asiatischen Ländern weisen wahrscheinlich ebenfalls kontinentale Schneedecken auf, obwohl es sich dabei um abgelegene Gebiete handelt, in die sich selbst Bergsteiger nur selten wagen, geschweige denn Ski fahren.

Kontinentale Schneedecken sind vor allem aus zwei Gründen lawinengefährdet. Erstens ist der Temperaturgradient extrem. Bitterkalte, trockene Nächte sorgen für einen massiven Temperaturunterschied zum Boden der Schneedecke, der sich um den Gefrierpunkt bewegt. Der Temperaturgradient begünstigt die Bildung von Granulat-Facetten, die wie Kugellager wirken. Skifahrer können manchmal Schwachstellen in diesen Schichten auslösen, und zusammenhängende Schneebretter, die die gesamte Schneedecke der Saison enthalten, können abreißen.

Facetten bilden sich normalerweise zu Beginn der Saison, wenn eine dünne Neuschneeschicht die Berge bedeckt. In kontinentalen Klimazonen wird diese Schicht durch zusätzlichen kalten, trockenen Schnee verdeckt, und die Facetten heilen nicht. In maritimen Klimazonen können wärmere Luft, Regen oder schwerer Nassschnee Facetten heilen (wobei die Bedingungen für ihre Entstehung allgemein ungünstiger sind). In kontinentalen Klimazonen können sich Facetten auch mitten in der Saison bilden und verschüttet werden, was zu einem anhaltenden Schneebrettproblem führt.

Der zweite Grund ist, dass kontinentale Schneedecken in der Regel sehr viel flacher sind als interkontinentale oder maritime Schneedecken. Denn Skifahrer können nur schwache Schichten bis zu einem Meter unter der Oberfläche beeinflussen. Wenn sie sich dennoch bilden, werden sie in maritimen Klimazonen schnell von einer meterhohen Schneedecke bedeckt und brechen in der Regel ab oder heilen von selbst. Die Kraft eines Skifahrers reicht bei weitem nicht aus, um auf diese Schichten einzuwirken.

Interkontinental

Interkontinentale Schneedecken liegen zwischen maritimen und kontinentalen Schneedecken. Sie umfassen die meisten europäischen und südamerikanischen Skigebiete sowie Gebiete im Norden Utahs, Idahos, Wyomings, Montanas und im Landesinneren von B.C. in Nordamerika.

Interkontinentale Zonen können je nach Wetterlage maritime oder kontinentale Schneedecken aufweisen. Es kann längere Perioden mit schwerem, nassem Schnee geben, der eine bombensichere Basisschicht bildet, oder Perioden mit kaltem, trockenem Wetter, was die Bildung von Facetten begünstigt.

Risikomanagement im Lawinengebiet

Lawinen sind weit verbreitet. In einem hypothetischen Szenario, in dem Skifahrer einfach losziehen und fahren, wo und wann sie wollen, ohne Wissen oder Rücksicht auf Lawinen, wären die meisten innerhalb von ein oder zwei Skisaisons tot (Bruce Tremper geht in seinem Buch ausführlicher auf diese Hypothese ein). Dennoch leben die meisten Backcountry-Skifahrer ein langes, erfülltes Leben. Das liegt daran, dass wir das Risiko in diesen Umgebungen ständig einschätzen und managen.

Lawinenschutzausrüstung

Lawinenschutzausrüstung ist im Backcountry Pflicht. Es ist wie ein Helm beim Mountainbiken - ein absolutes Muss.

LVS-Gerät, Schaufel, Sonde

Die Grundausstattung besteht aus einem LVS-Gerät, einer Schaufel, einer Sonde und einem Rucksack, in den Schaufel und Sonde passen, aber diesen wirst du wahrscheinlich schon haben.

Die Ausrüstung. Lawinensicherheit.
Die Ausrüstung

LVS-Geräte, auch Piepser, Transceiver, Peeps und andere Bezeichnungen genannt, sind Funkgeräte, das heißt, sie senden und empfangen Funksignale. Das LVS-Gerät wird an der Brust getragen, damit deine Partner dich im Falle einer Verschüttung durch eine Lawine orten und ausgraben können. Hier ein paar Hinweise zu LVS-Geräten:

  • Beim Skifahren bleibt das LVS im Sendemodus und schaltet nur dann in den Suchmodus, wenn du nach jemandem suchst.
  • LVS-Geräte benötigen nicht viel Wartung, abgesehen von zwei wichtigen Dingen:
    • Als Erstes musst du daran denken, dein LVS-Gerät einzuschalten. Ich schalte meines ein, sobald ich es anlege, auch zu Hause. Ich schalte es erst wieder aus, wenn der Skitag zu Ende ist. Das heißt, ich schalte es auch nicht zum Mittagessen etc. aus, damit ich nicht vergesse, es wieder einzuschalten.
    • Zweitens solltest du die Batterien regelmäßig überprüfen. Ich tausche meine Batterien aus, wenn sie etwa 60% erreicht haben, und verwende sie in meiner Stirnlampe. Ich habe außerdem immer ein paar Ersatzbatterien im Rucksack. Der Suchmodus verbraucht viel Batterie, deshalb musst du die Batterien auswechseln, bevor sie zu schwach werden. Du willst nicht an einem Unfallort ankommen und nach ein paar Minuten Suche keine Batterie mehr haben.
  • Die meisten LVS-Geräte haben einen Suchradius von etwa 40 bis 70 m (130 bis 230 Fuß).
  • Weder ich noch PeakVisor sind mit Mammut verbunden, aber mein Mammut Barryvox hat bei der Suche in der Praxis immer bestens funktioniert und Signale früher als andere LVS-Geräte aufgefangen.
Mammut Barryvox LVS-Gerät. Lawinensicherheit
Mammut Barryvox LVS-Gerät

Sobald du ein Opfer mit deinem Gerät geortet hast, musst du den Körper mit einer Sonde suchen und die Stelle markieren. Die meisten Sonden sind etwa 2,5 Meter lang (8,2 Fuß). Wenn das Opfer tiefer verschüttet ist, wirst du es leider ohnehin nicht ausgraben können; Lawinenschutt hat die Konsistenz von leicht feuchtem Beton.

Und schließlich solltest du eine Lawinenschaufel dabei haben. Achte darauf, dass die Schaufel stabil und eine scharfe Kante hat. Das Herausbuddeln ist viel mühsamer, als man denkt.

Diese drei Dinge sind ein absolutes Muss für jeden, der im Backcountry unterwegs ist.

Lawinen-Airbags

Kommen wir zum Thema Lawinenairbags. Diese Geräte sind seit einem Jahrzehnt ein heißes Thema unter Skifahrern, Snowboardern und Snowmobil-Fahrern.

Es ist erwiesen, dass Tragen eines Lawinenairbags mindestens so viele Leben rettet wie das Tragen eines LVS-Geräts. Bruce Tremper sagt: „Obwohl es unmöglich ist, LVS-Geräte und Lawinen-Airbags direkt miteinander zu vergleichen, weil es wie ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen ist, sind sich die meisten Experten einig, dass der Lawinen-Airbag wahrscheinlich mehr Leben retten wird.

Ein aufgeblasener Lawinen-Airbag. Lawinensicherheit
Ein aufgeblasener Lawinen-Airbag

Airbags sind möglicherweise effektiver als LVS-Geräte, denn selbst wenn man ein Lawinenopfer mit einem LVS-Gerät findet, ist das Graben im Lawinenschutt so schwierig, dass viele Menschen es nicht schnell genug schaffen und das Opfer umkommt. Die Überlebenszeit unter der Schneedecke kann zwischen zehn und 25 Minuten betragen. Wenn jemand verschüttet wurde, ist es ein Rennen ums Überleben. Entscheidend ist, dass man gar nicht erst verschüttet wird.

Viele erfahrene Skifahrer und Snowboarder kritisieren Lawinen-Airbags, ähnlich wie sich eine Gruppe einst gegen das Tragen von Helmen weigerte. Hier ein paar häufige Argumente gegenüber Airbags:

  • Sie sind schwer. Das Gewicht macht müde, und das ist gefährlicher als der Vorteil, dass man nicht verschüttet wird (darüber lässt sich streiten, aber zumindest ist dies kein Logik-Fehler).
  • Skifahrer gehen mehr Risiken ein. (Gegenargument: Bringen LVS-Geräte Skifahrer auch dazu, mehr Risiken einzugehen? Bringen Sicherheitsgurte Autofahrer dazu, mehr Risiken einzugehen?)
  • Sie sind nur eine Modeerscheinung. Es stimmt, das wohlhabende Skifahrer die Airbags tragen, um cool auszusehen, wie viele teure Dinge in der Outdoor-Industrie. Das heißt aber nicht, dass sie nicht funktionieren.
  • Sie funktionieren nicht in einem Gelände, in dem die Wahrscheinlichkeit besteht, dass man durch ein Trauma stirbt (z. B. Klippen, Bäume). Es stimmt, dass Airbags beispielsweise in Europa mit weiten alpinen Hängen oberhalb der Baumgrenze effektiver sind. Aber: Sie haben nachweislich überall auf der Welt Todesfälle verhindert.
  • Es ist schwer, den Auslöser zu ziehen, wenn man erwischt wird. In Wahrheit ist es gar nicht so schwer.

Das Gewicht ist wirklich beträchtlich, vor allem für kleinere Menschen. Ich trage meinen Rucksack nur, wenn ich das Gefühl habe, dass an diesem Tag ein erhebliches Lawinenrisiko besteht. Aber die potenziellen Vorteile überwiegen für mich und viele andere das Gewicht des Rucksacks. Ich fahre in einem Gebiet, das von offenem alpinem Gelände geprägt ist, in dem eine Verschüttung ohne Trauma wahrscheinlich ist.

Wie funktionieren Airbags?

Airbags sind einfach. Er ist wie ein normaler Rucksack, aber mit einem Auslöser um die Brust (ohne den Auslöser und das Branding könnte man keinen Unterschied zu einem normalen Rucksack erkennen). Der Auslöser ist mit einem Druckgaskanister oder einem kleinen Motor verbunden. Einfach ausgedrückt blasen diese Komponenten die Säcke, die im Rucksack verstaut sind, zu großen Ballons auf.

Wenn du von einer Lawine erfasst wirst, ist dein Körper dichter als der umliegende Schnee, und du neigst dazu, zu sinken, besonders wenn die Lawine am Ende langsamer wird. Der aufgeblasene Ballon wirkt in solchen Situationen wie eine Boje. Airbags können auch als Stoßdämpfer um Kopf und Rücken dienen und ein Trauma verhindern, obwohl dies nicht ihr Hauptzweck ist.

AvaLungs

Auch AvaLungs sollten in keiner umfassenden Ausrüstung fehlen (hierbei handelt es sich um den Markenname des Herstellers).

Viele, die in einer Lawine begraben werden, sterben, weil sie ihr eigenes CO2 anstatt Sauerstoff einatmen.

Avalungs sind quasi eine Art Schnorchel, den man sich beim Skifahren in den Mund steckt oder wenn man in eine Lawine gerät. Das Gerät enthält eine Patrone, die einen Teil des CO2s herausfiltert und es aus dem Mund ableitet, damit man beim Ausatmen nicht erstickt.

Sie sind nicht sonderlich beliebt. Es ist unbequem, sie beim Skifahren im Mund zu haben und es gestaltet sich als schwierig, sie in den Mund zu stecken, wenn man erst mal in einer Lawine gefangen ist. Der beste Anwendungsfall ist die Verwendung als Schnorchel zum Atmen im Tiefschnee.

Lawinenvorhersagen

Wir wissen, dass die Informationen überwältigend sein können. Ich bin in diesem Artikel nicht einmal zu einem Bruchteil auf die Wissenschaft hinter Lawinen eingegangen. Wie sollen wir da von dir erwarten, dass du hinausgehst und die Schneedecke selbst entschlüsselst?

Die gute Nachricht ist, dass du das nicht musst. Es gibt Menschen mit einem Doktortitel in Schneekunde. Sie führen ein glückliches, erfülltes Leben als Lawinenvorhersager in den Bergregionen der Welt. Und das nicht nur für Skifahrer; es gibt auch Lawinenvorhersager für Infrastrukturen wie Straßen und Städte.

Diese tollen Männer und Frauen machen alle möglichen Experimente, für die du weder das Wissen noch die Zeit hast. Sie graben Gruben und analysieren Schneedecken. Sie führen Drucktests durch, um schwache Schichten aufzuspüren. Einige werfen Bomben ab und sehen, ob sich große Abrutschungen bilden.

 Grundlegende Lawinenvorhersage. Lawinensicherheit
Alle grundlegenden Lawinenvorhersagen enthalten eine Art Gefahreneinstufung für eine bestimmte Region. Foto: CAIC
 Manche Lawinenberichte enthalten zusätzliche Diagramme und Informationen. Das Colorado Avalanche Information Center CAIC. Lawinensicherheit
Manche Lawinenberichte enthalten zusätzliche Diagramme und Informationen. Das Colorado Avalanche Information Center (CAIC) behandelt eine der unbeständigsten Schneedecken der Welt und geht dabei sehr ins Detail. Foto: CAIC

Du kannst die örtliche Lawinenvorhersage über www.avalanche.org abrufen. Sie erstellen die Vorhersagen nicht selbst. Stattdessen gibt es dort benutzerfreundliche Karten und Links zu örtlichen Lawinenzentren in den USA, Kanada, Europa und Neuseeland. Diese Zentren führen die eigentliche Beobachtung und Vorhersage vor Ort durch.

Für andere Standorte kannst du Google verwenden, um die örtlichen Lawinenzentren zu finden. Wenn es in deiner Region keins gibt, musst du dich selbst über die örtlichen Bedingungen informieren.

Lawinen-Warnzeichen

Auch wenn du den Lawinenlagebericht genau studierst, musst du die Lawinenwarnzeichen kennen, um wirklich vorbereitet zu sein.

‘Wummgeräusche’

Der Begriff 'Wumm' ist technisch gesehen ein Onomatopoetikum, d. h. er soll so klingen wie die Sache, die er beschreibt. Es ist allerdings schwierig zu verstehen, wie sich Wummgeräusche anhören, bis man sie hört. Es ist wie ein entfernter, gedämpfter Donner. Manchmal hört es sich an, als käme es aus der Ferne, obwohl es direkt unter einem passiert.

Wummgeräusche sind das Ergebnis von instabilen Schichten in der Schneedecke, die übereinander kollabieren. Es ist das ernsthafteste Warnsignal. Keine stabile Schneedecke macht dieses Geräusch, und wenn du es hörst, bedeutet es, dass die Schneedecke wie ein Kartenhaus ist das jederzeit in sich zusammenfallen kann.

Lange Risse

Es ist normal, plötzlich Risse im Schnee um die Skier herum zu sehen, vor allem wenn man auf Neuschnee fährt. Wenn sich diese Risse jedoch mehrere Meter von dir weg erstrecken, ist das ein Warnzeichen. Das bedeutet, dass die Schneedecke eine schwache Schicht aufweist und dass die Schollen zusammenhängend und groß genug sein können, um Schaden anzurichten.

Kürzliche Lawinenaktivitäten

Schau dich um. Gibt es Anzeichen für kürzliche Lawinenabgänge? Dazu könnten Verschüttungen oder Trümmerfelder gehören.

Möglicherweise hast du keinen guten Blick auf die Berge, z. B. bei einer Skitour, die die meiste Zeit unterhalb der Baumgrenze verläuft. Oft haben die Lawinenzentren ein Protokoll über die Aktivitäten in dem Gebiet. Nutze sie als zusätzliche Ressource, um die jüngsten Aktivitäten zu analysieren.

Erkennen von Triggerpunkten

Bestimmte Geländetypen weisen in der Regel schwächere Schichten auf, die eine Lawinen-Auslösung durch Skifahrer begünstigen.

  • Konkave Übergänge: Diese Art von Steilheit in der Mitte des Hangs ist von oben schwer zu erkennen und kann Skifahrer überraschen.
  • Gestein: Gebiete mit viel Gestein, insbesondere auf ansonsten sauberen Pisten, weisen oft eine flachere Schneedecke auf, die durch das Gewicht eines Skifahrers belastet werden kann. Kleine Pflanzen, wie z. B. Weidenzweige, die aus dem Schnee ragen, weisen oft auf das gleiche Problem hin.
  • Wechten: Sie bilden sich an der Leeseite von Bergkuppen (windabgewandte Seite) und können unter dem Gewicht eines Skifahrers zusammenbrechen. Im Allgemeinen neigt leeseitiges Gelände zu einer Windbelastung, die Skifahrer überraschen kann.
 Man beachte, dass der Auslösepunkt beider Lawinen ein Felsvorsprung war, wo der Schnee flacher war. Foto: Crested Butte Avalanche Center. Lawinensicherheit.
Man beachte, dass der Auslösepunkt beider Lawinen ein Felsvorsprung war, wo der Schnee flacher war. Foto: Crested Butte Avalanche Center
Der Skifahrer in der Ferne bin ich, ein paar Meter von der Wechte entfernt. 	Foto: Sergej Poljak. Lawinensicherheit
Der Skifahrer in der Ferne bin ich, ein paar Meter von der Wechte entfernt. Foto: Sergej Poljak

Geländefallen

Geländefallen sind Gebirgsmerkmale, die die Folgen eines Lawinenabgangs in einem bestimmten Gebiet verstärken. Zum Beispiel wären Felsen unterhalb einer großen Schneefläche eine Geländefalle, schließlich ist bei einer Lawine nicht gut, über Felsen gefegt zu werden.

Geländefallen können Bäume, Felsen, Klippen, Gletscherspalten und - besonders wichtig - Schluchten sein. Während die meisten anderen Geländefallen Traumata verursachen, sind Schluchten die Hauptursache für tödlich tiefe Verschüttungen. Das liegt daran, dass Lawinenschutt diese Schluchten oder Rinnen wie einen See füllt und Skifahrer oft unter mehreren Metern Schnee begraben kann.

Partner

Partner sind ein Segen in den Bergen. Ohne Partner ist es so, als ob man ohne LVS-Gerät unterwegs wäre. Im Falle eines Unfalls hast du Pech. Ich habe viele Leute gekannt, die leicht hätten gerettet werden können (nicht tief verschüttet usw.), wenn sie mit anderen zusammen Ski gefahren wären.

Die Kehrseite ist, wenn Gruppen so groß werden, dass sie schwierig zu managen sind. Die Lawinenkatastrophe am Tunnel Creek in Stevens Pass, Washington, ist das am besten dokumentierte Beispiel für eine Gruppe, die viel zu groß war.

Die ideale Gruppengröße liegt bei 3-4 Personen. Nicht zu groß, aber groß genug, damit auch dann noch Hilfe da ist, wenn ein oder zwei Gruppenmitglieder verschüttet werden. Das gilt nicht nur für Lawinen; Du wirst auch dankbar sein, Partner dabei zu haben, wenn du dir ein Bein brichst, den Kopf stößt der ähnliches.

Die europäischen Rettungshubschrauber sind die effizientesten der Welt, ein großer Vorteil für Freizeitaktivitäten in den Bergen. Lawinensicherheit
Die europäischen Rettungshubschrauber sind die effizientesten der Welt, ein großer Vorteil für Freizeitaktivitäten in den Bergen

Mit der PeakVisor App das Lawinenrisiko reduzieren

Das PeakVisor-Team arbeitet ständig an der Verbesserung unserer Tools für die Berge. Sowohl die mobile App als auch die Desktop-Version bieten mehrere Tools, mit denen du dein Risiko minimieren kannst.

Eine der offensichtlichsten Möglichkeiten, das Risiko zu reduzieren, besteht darin, die anfälligsten Hänge zu meiden. Die Hangneigungsfunktion von PeakVisor kennzeichnet alles über 30 Grad farblich. Du kannst Skitourenrouten und einzelne Koordinaten überprüfen und die Gefahr auf jedem Hang abschätzen.

Der Skifahrer in der Ferne bin ich, ein paar Meter von der Wechte entfernt. 	Foto: Sergej Poljak. Lawinensicherheit
Chamonix, Frankreich, ist eine riesige Bergregion. Die Cols aus dem Glacier d'Argentiere sind meist Low-Winkel Skitouren, aber es gibt die Exposition von den umliegenden Hängen
Col du Galibier. Lawinensicherheit
Verwende die App, um deine eigene Route zu erstellen, oder lade eine .gpx-Datei am Col du Galibier hoch, der ein hervorragendes Terrain mit geringerem Neigungswinkel bietet.

Das Verstehen der Hangexposition ist entscheidend, um den besten Schnee zu finden und lawinenspezifische Probleme zu vermeiden. Alle unsere Karten zeigen einen Kompass, bei dem du die Richtung wechseln kannst.

Peakvisor. Lawinensicherheit
Die Desktop-Version zeigt auch Schatten an, um zu sehen, wie viel Sonne ein Hang abbekommt. Du kannst die Funktion für jeden beliebigen Tag einstellen.
Peakvisor Wetterstationen. Lawinensicherheit
Die Desktop-Version bietet auch Wetterstationen und Vorhersagen, um sich einen Überblick über die kurzfristige Vorhersage und die Schneedecke an einem bestimmten Ort zu verschaffen.
Peakvisor Wetterstationen. Lawinensicherheit
Dies sind nur ein paar Schnappschüsse von dem, was mit der App möglich ist. Zusätzlich zu den Funktionen, die ich oben beschrieben habe, enthält die App Tausende von Liften, Pisten, Skitouren, Gipfeln, Hütten und sogar Parkplätzen weltweit. Sie ist ein echtes Allround-Tool. Du kannst auch .gpx-Dateien hochladen, wenn wir noch keine Piste auf unseren Servern haben. Die PeakVisor-App ist für iOS und Android verfügbar; probiere sie aus und entdecke unsere visuell beeindruckenden 3D-Karten, die deinen Bergabenteuern eine neue Dimension verleihen.

Von einer Lawine erfasst werden

Nicht alle Skifahrer, die eine Lawine auslösen, werden auch von ihr erfasst. Manchmal bricht das Schneebrett an deinen Skiern ab und gleitet harmlos unter dir weg. Manchmal kann man sich mit den Skiern befreien. In anderen Fällen wird man zur Seite gefegt. Skifahrer, die mitten in einer riesigen Lawine gefangen waren, beschreiben das Erlebnis jedoch sehr ähnlich.

Wie fühlt es sich an, von einer Lawine erfasst zu werden?

Viele Skifahrer und Snowboarder haben beschrieben, wie es ist, wenn man in eine Lawine gerät. Hier ein paar Punkte, die oft erwähnt werden:

  • Keinerlei Kontrolle. Man ist buchstäblich eine Stoffpuppe, die herumgeschleudert wird. Viele haben es so beschrieben, als wäre man in einer Waschmaschine oder in den Stromschnellen eines Flusses.
  • Der Schnee ist überall. In der Nase, im Mund, in der Jacke, in der Hose, auf dem Rücken und sogar in den Ohren und hinter den Augenlidern. Es ist schwer zu atmen, wenn man erst einmal in der Lawine ist.
  • Es geht seeehr schnell. So schnell, als würde man geradeaus eine schwarze Piste hinunterfahren. Lawinen können schnell eine Geschwindigkeit von über 100 km/h erreichen. Die größten können bis zu 320 km/h erreichen, aber diese Art von Lawine verläuft immer tödlich und wird wahrscheinlich auch nicht von einem Skifahrer ausgelöst.
  • Sobald die Lawine stoppt, ist es, als ob man in Trümmern feststeckt, wie in Zement.

Was tun, wenn du dich in einer Lawine wiederfindest

Wenn du spürst, dass du von der Lawine erfasst wirst, kannst du nicht viel tun. Du wirst ihr ausgeliefert sein; die Kraft der Lawine wird dich voll beherrschen. Dennoch gibt es einige Schritte, die Sie befolgen können:

  • Wenn du einen Airbag hast, ziehe den Auslöser.
  • Versuche, dich an einem Baum, einem Felsen oder etwas anderem festzuhalten, um zu verhindern, dass du sinkst.
  • Mache andere auf dich und die Situation aufmerksam.
  • Wenn du erst einmal in der Lawine gefangen bist, wirst du wahrscheinlich eine Zeit lang einfach nur stürzen. In dieser Phase kannst du nur hoffen, dass du allen Hindernissen ausweichst und überlebst. Beiße die Zähne zusammen und halte den Mund geschlossen, um zu vermeiden, dass deine Atemwege mit Schnee vollgestopft werden. Die Lawine wird wahrscheinlich an einem bestimmten Punkt langsamer werden, und du wirst nicht mehr so stark stürzen. Wenn du kannst, versuche, an die Oberfläche zu schwimmen. Ohne Airbag ist dein Körper dichter als der Schnee und wird von Natur aus sinken.
  • Wenn du vermutest, dass du verschüttet wirst, mache ein Luftloch vor deinem Gesicht und versuche, einen Arm nach oben zu strecken. Wenn dein Arm herausragt, beschleunigt dies den Rettungsprozess erheblich (ohne LVS-Geräte).
  • Wenn du dich schnell befreien kannst, beginne mit der Suche nach weiteren Opfern. Die Uhr tickt.
  • Wenn du verschüttet bist, bleibe ruhig und hoffe, dass deine Partner wohlauf sind und dich suchen können. Versuche, so wenig Sauerstoff wie möglich zu verbrauchen.

Lawinenrettung

Das Wichtigste bei der Lawinenrettung ist: Übung macht den Meister. Den Umgang mit dem LVS-Gerät zu lernen ist einfach, aber du verlierst wertvolle Zeit, wenn du beim Suchen, Sondieren und Schaufeln nicht effizient bist. Der Unterschied zwischen, sagen wir, 15 Minuten und 9 Minuten kann über Leben und Tod entscheiden. Deshalb solltest du im Voraus mit deiner Ausrüstung vertraut sein und üben.

Ich kann dir die Grundlagen der Rettung beschreiben, aber du musst Praxiswissen sammeln. Es gibt viele YouTube-Videos, die ein guter Anfang sind. In diesem Video sind sich Chris Rubens und Greg Hill einig, dass du einen Kurs besuchen musst, um diese Fähigkeiten zu erlernen.

  • Hoffentlich befindest du dich oberhalb der Person, die von der Lawine erfasst wurde. Wenn nicht, musst du den Hang wieder hinaufklettern, was je nach den Bedingungen mühsam oder sogar unmöglich ist. Selbst im besten Fall verlierst du wertvolle Zeit.
  • Wenn du dich oberhalb befindest, musst du bei der Abfahrt und bei der Suche mit weiteren Lawinen rechnen. Es kann vorkommen, dass du das Opfer nicht sicher erreichen kannst. Bei vielen Katastrophen gibt es mehr Todesopfer unter den Rettern als unter den Verunglückten; werde nicht Teil dieser Statistik.
  • LVS-Geräte in den Suchmodus und Handys in den Flugmodus um Interferenzen zu reduzieren (was meiner persönlichen Erfahrung nach einen großen Unterschied macht).
  • Gehe entlang einer Stelle des Lawinenschutts, an der du den Verschütteten vermutest, in der Regel am Fuß des Abhangs. Bewege dich im Zickzack hin und her, bis du ein Signal empfängst. Das ist schwieriger, als es klingt, je nachdem, wie sich das Lawinenschuttfeld aufgebaut hat.
  • Sobald du ein Signal geortet hast, bewege dich so nah wie möglich darauf zu.

Sondieren

  • Sobald du den besten Messwert hast, beginne damit, den Bereich zu sondieren, bis du jemanden spürst. Es ist in der Regel leicht zu erkennen, weil sich der Schnee anders anfühlt, als ein Körper.
  • Lass die Sonde an der entsprechenden Stelle stecken.

Schaufeln

  • Schaufle zunächst bergab von deiner Sonde nach unten.
  • Schaufle den Schnee nicht wie in deiner Einfahrt; die Technik ist eher so, dass du die Schneebrocken abbrichst und bergab schiebst, anstatt sie anzuheben und wegzuwerfen. Sie musst so viel Schnee wie möglich in kürzester Zeit bewegen.
  • Sobald du das Opfer erreicht hast, lege so schnell wie möglich das Gesicht frei.

Du hast etwa 10 Minuten für den gesamten Prozess, bevor das Opfer Gefahr läuft, schwere Hirnschäden zu erleiden oder sogar zu sterben. Nach 25 Minuten ist es im Grunde vorbei. Wenn man über diese Zahlen nachdenkt, wird einem klar, wie wichtig es ist, NICHT von einer Lawine verschüttet zu werden.

Wenn das Opfer nicht atmet, wenn du es freigelegt hast, führe HLW durch. Insgesamt hat die HLW eine Erfolgsquote von 2%. Bei Lawinenverschütteten und Ertrunkenen ist die Wiederbelebungsrate durch HLW jedoch am höchsten, da in der Regel keine strukturellen Schäden am Herzen vorhanden sind. In vielen anderen Fällen ist es unwahrscheinlich, dass die Wiederbelebung funktioniert, weil das Herz bereits so stark strukturell geschädigt ist, z. B. bei Herzinfarkten.

Eine Lawinenrettungsaktion im Skigebiet Chamrousse in Frankreich. Lawinensicherheit.
Eine Lawinenrettungsaktion im Skigebiet Chamrousse in Frankreich

Lawinenkontrolle und Rettung in Skigebieten

Skigebiete sind hervorragende Orte, um Erfahrungen im Off-Piste Skifahren zu sammeln. Auch wenn du hier vielleicht nicht so viel unberührten Pulverschnee findest, werden die Skigebiete umfassend auf Lawinen überwacht. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um die Gefahr durch Lawinen einzuschränken:

  • Gesperrtes Gelände. Alle Skigebiete schließen bestimmte Gebiete, wenn die Lawinengefahr hoch genug ist.
  • Riesige Rohre, die an den Lawinenausbruchstellen angebracht sind, setzen eine Gaswolke frei, die angezündet wird, was zu einer Explosion führt. Diese Explosionen haben genug Kraft, um alle Schichten auszulösen, die schwach genug sind, um auch von einem Skifahrer ausgelöst zu werden.
  • Die Ski-Patrouille fährt um den Berg herum und wirft an den Anriss- oder Startzonen physische Bomben ab, in der Hoffnung, die Schneebretter zu beseitigen.
  • Bomben werden an Kabelsystemen befestigt und in Anriss- oder Startzonen abgeworfen.
  • Einsatz von Ex-Militärartillerie, um die Startzonen zu sprengen.
  • An geeigneten Stellen können Zäune errichtet werden (z. B. entlang der Leeseite eines Bergrückens), die die Ansammlung von Schneebrettern verhindern.
  • Hangtests.
  • Verdichtung durch Skifahrer. Die Tatsache, dass die Skifahrer ständig auf den Pisten unterwegs sind, den Schnee verdichten und die Schneebretter aufbrechen, macht einen großen Unterschied.

Skigebiete verfügen auch über geschultes Personal, das bei Rettungseinsätzen hilft. Die Tatsache, dass sie über eine Pistenpatrouille mit Snowmobiles (oder anderen Transportmitteln), Lawinenhunden, Erste-Hilfe-Kursen, medizinischer Ausbildung und Geländekenntnissen verfügen, um im Falle eines Unfalls zu helfen, macht einen entscheidenden Unterschied. Nur wenige Skifahrer dürften bei der Lawinenrettung so effizient sein wie die Pistenpatrouille. Es ist ihr Job, sie sind Profis. Viele von ihnen haben schon einmal Lawinenopfer geborgen und gerettet.

In den Skigebieten kommt es immer noch zu Unfällen, aber wenn man die Zahl der Skifahrer mit der Zahl der Lawinentoten vergleicht, ist die Zahl sehr gering. Es ist wahrscheinlicher, dass du bei einem Zusammenstoß auf der Piste stirbst.

 Patrouillenrettungstraining in der Schweiz. Sicherheit in der Lawine
Patrouillenrettungstraining in der Schweiz

Risikoanerkennung und -akzeptanz beim Backcountry-Skifahren

Skifahren im Gelände ist von Natur aus riskant, und man kann das Risiko von Lawinenabgängen oder anderen Gefahren nie vollständig ausschließen. Ab einem gewissen Punkt muss man das Glück auf seiner Seite haben. Außerdem muss man eine gewisse Risikotoleranz haben. Jeder Mensch hat eine andere Risikotoleranz; Profisportler, die an die Grenzen des Sports gehen, haben sich damit abgefunden, dass sie sterben könnten, während sich frischgebackene Väter vielleicht mit einer konservativen Pistenwahl zufrieden geben, die ein niedriges Risiko birgt.

Du kannst dein Risiko verringern, indem du dich so gut wie möglich über Lawinen und alle Aspekte des Skifahrens und der Fortbewegung in den Bergen informierst. Es gibt viele Gefahren, und sich ihrer bewusst zu sein, ist ein Vorteil für das Überleben.

Ich bin aber auch der festen Überzeugung, dass das Risiko des Backcountry-Skifahrens nicht hoch genug, um einen Boykott des Sports zu rechtfertigen. Ein Statistiker hat versucht, die Risiken in Zahlen zu fassen:

“Im Jahr 2009 hat Bruce Jamieson, Professor für Bauingenieurwesen an der Universität Calgary in Alberta, Kanada, die in Nordamerika und der Schweiz gesammelten Unfalldaten in einem Risikovergleichsdiagramm zusammengestellt. Die Daten wurden in 'Millimort', also einem Todesfall pro Million, dargestellt. Ein Millimort ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein durchschnittlicher 20-jähriger Mann an einem beliebigen Tag aus irgendeiner Ursache stirbt.

Das Klettern im Himalaya erwies sich als die riskanteste Aktivität: Die Chance, auf einem 8.000er-Gipfel zu sterben, lag bei 1:40, was 12.000 Millimorts entspricht. Das achtstündige Motorradfahren brachte 605 Millimorts ein, während das Skilaufen in Kanada mit üblichen Risikomaßnahmen nur vier Millimorts einbrachte.”

Die Meinungskolumne der Denver Post, 15. Februar, 2023

Ist der Klimawandel für mehr Lawinentote verantwortlich?

Die kurze Antwort lautet: Es lässt sich nicht eindeutig sagen. Es ist fraglich, ob die Forschung jemals zu einer Schlussfolgerung zu diesem Thema kommen kann, da es so viele Variablen gibt, die berücksichtigt werden müssen. Aber, die Änderungen sind spürbar, und können sich jetzt und in Zukunft auf die Skifahrer auswirken.

  • Während die Schneedecke in den Bergen abnimmt, zeigen Untersuchungen, dass in einigen Rutschgebieten offenbar mehr Lawinen ausgelöst werden. Der Klimawandel hat die Beständigkeit der Wettermuster erhöht. Trockenperioden sind länger und trockener. Nässeperioden sind wärmer und feuchter. Große Stürme nach Trockenperioden führen in der Regel zu einer hohen Lawinenaktivität.
  • Die Schneemassen scheinen unberechenbarer zu werden, zumindest im Vergleich zu historischen Mustern.
  • Großflächige Serac- und Gletscherabbrüche haben zugenommen. Die meisten dieser Ereignisse ereignen sich weit weg in der Wildnis, aber sie haben in den letzten Jahren einige tödliche Unfälle verursacht, wie den Marmolada Gletscherabbruch, der in Italien 11 Menschen das Leben gekostet hat.
  • Wenn man sich die Zahlen der Lawinentoten in den USA und in Europa ansieht, wird deutlich, dass die tödlichsten Jahre die schneereichsten sind, in denen die meisten Menschen zum Skifahren ins Hinterland fahren. Es ist allerdings möglich (wenn auch nicht messbar), dass das Risiko pro Skifahrerstunde im Backcountry während dieser schneereichen Zeiten geringer ist als in den schneearmen Jahren.
  • Meiner persönlichen Erfahrung nach sind die Schneedecken in trockenen Jahren viel weniger vorhersehbar und instabiler, und es ist einfacher, als Skifahrer eine Lawine auszulösen, weil die schwachen Schichten näher an der Oberfläche liegen. Aber das Skifahren ist nicht so gut, sodass man weniger Stunden draußen verbringt.

Fazit

Wenn es um Lawinen geht, kann kein Online-Artikel oder Video eine umfassende Anleitung und Erfahrung aus erster Hand ersetzen. Dieser Artikel ist lediglich eine Einführung in die Welt der Lawinen. Richtige Erfahrung wirst du erst draußen in der Natur sammeln.

Vergiss nicht, unsere umfassende App zu testen. Sie enthält nützliche Tools zu allen Arten von Bergabenteuern. Wenn du Kommentare zu diesem Artikel hast, schick uns bitte eine E-Mail an peakvisor@routes.tips! Wir freuen uns über Rückmeldungen jeglicher Art.

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